„Schön, dass du da bist!“ und „Bist du bereit?“ So steht es in großen Buchstaben auf einer Leinwand im Grazer Schubertkino, und so leitet sich ein neues Experiment ein, einen Gottesdienst neu zu gestalten. „Kirche im Kino“ heißt die Initiative, die am Sonntag um Punkt 11.11 Uhr Premiere hat. Der Saal im Keller des Kinos ist praktisch voll, erwartungsvoll harren gut 200 Besucher der Dinge, die da kommen sollten.

„Wir geben Jesus eine Bühne, wir haben uns überlegt, wie Jesus heute kommunizieren würde“, erklärt Initiator und Leiter der Initiative, Florian Mittl zu Beginn. Jesus habe in Bildergeschichten - in Gleichnissen - gedacht. Ein Kino sei daher ein geeigneter Ort, die frohe Botschaft zu verbreiten, wird später Dominik Wagner, der diese katholische Messe liest, betonen. Im Kino sind Emotionen angesagt, man weint, man lacht. Einen Gottesdienst „mit allen Sinnen erleben“, sei das Ziel, ihm schwebe eine Art „Barock des 21. Jahrhunderts“ vor. Die Gemeinde - bunt gemischt, Jung und Alt - sitzt sehr bequem in den Kinosesseln; winterliche Kirchekälte gibt es da nicht.

Ungewohnte Töne im Kino

Schon zu Beginn sorgt die „Uprising Band“ mit Absolventen der Kunstuni und des Jazzstudiums mit christlicher Rock-und Popmusik für ungewohnte Töne. Die Lyrics, also Texte, werden auf die Leinwand projiziert - mitsingen ist gefragt. Die Leinwand spielt generell eine wichtige Rolle: Dort gibt es Bildunterstützung für das Geschehen beim Altar, Filmschnipsel untermalen die Liturgie.

Der Funke springt zu den Gläubigen über. Aber es ist kein Spektakel, sondern eine Messe mit all ihren Elementen, aber audiovisuell verstärkt. Im Zentrum der Predigt von Wagner steht das Thema „Auch du hast eine Mission“. Seine Worte werden durch Bilder und Computerspiel-Ausschnitte illustriert. „In Computerspielen ist sehr klar, was der Auftrag ist. Im Leben oft nicht“.

Gut 20 Leute umfasst das Team, das diese Messe vorbereitet hat, die jeden ersten und dritten Sonntag im Monat um 11.11 Uhr im Schubertkino stattfinden wird. Eine zentrale Rolle hat Stefan Gmoser, Musiker an der PPH Augustinum, der auch für den Bereich Video verantwortlich ist. Im Kernteam dabei sind Religionslehrerin Bernadette Reischl und Alexander Auer, wie Florian Trittl Pastoralreferent. Es wurde eifrig geworben, in den sozialen Netzen und mit Plakaten an Straßenbahnhaltestellen.

Niederschwelliges Angebot

Niederschwellig soll das Angebot sein und (junge) Menschen erreichen, die zu klassische Gottesdienste meiden. Der Kontakt Priester/Mitwirkende/Gemeinde ist betont direkt und persönlich. Auf Zuspruch dürfte auch der späte Beginn stoßen. Unter dem Motto „Was tun wir da?“ wird bei jeder Messe beispielhaft ein Bestandteil der Liturgie erklärt - diesmal ist es das Kreuz. Den Verhältnissen im Kino ist geschuldet, dass die Kommunion Reihe für Reihe verabreicht wird.

Vorher und danach sind Gespräch und Kaffee angesagt. Die Initiatoren wollen langfristig eine engagierte Gemeinschaft bilden. So soll eine karitative Säule entstehen (Dominik Wagner ist Caritas-Seelsorger), geplant sind einmal im Monat eine „Happy Hour“ (eine Art Stammtisch) sowie das Angebot „Theologie vom Fass“. Wagner geht künftig einmal im Monat mit der „Kirche auf den Berg“: Skifahren und Wanderungen, unterbrochen von kurzen Meditationen.