Es soll ein Zeichen für das Tierwohl sein. Seit 2023 dürfen keine Vollspaltenböden in Um- und Neubauten von Schweineställen mehr eingebaut werden. Jene Betonböden mit Spalten, die zwar für Bäuerinnen und Bauern leichter in der Handhabung sind, seien schädlich für die Schweine, da diese in ihren eigenen Exkrementen leben müssen, wenig Platz haben und zum Teil nicht die Möglichkeit haben, auf Stroheinstreu zu leben – so die Argumentation von Tierschützern seit Jahren. Eine Übergangsfrist für den Umbau bestehender Ställe soll es bis zum Jahr 2040 geben. Dieses Verbot brachte die türkis-grüne Regierung im Jahr 2022 auf den Weg. Doch nach einer Beschwerde der burgenländischen Landesregierung soll die Übergangsfrist nun verkürzt werden – das entschied das Verfassungsgerichtshof (VfGH). Das Gesetz muss bis Juni 2025 „repariert“ werden. Sprich: Zurück in den Nationalrat und an einer Novelle mit kürzerem Übergang feilen.

Doch was heißt all das in der steirischen Praxis? Hierzulande werden laut der Erzeugergemeinschaft Styriabrid jährlich rund 1,2 Millionen steirische Schweine aus 4400 Betrieben geschlachtet. 1500 Betriebe davon arbeiten professionell wirtschaftend und sind marktrelevant. 80 Prozent von ihnen sind betroffen, da sie bis dato auf Vollspaltenböden setzen. Ihnen steht der verpflichtende Umbau ins Haus. Nur wann?

Rasch gesetzliche Lösungen verhandeln

Der Bund sei möglichst rasch gefordert, neue gesetzliche Lösungen zu verhandeln, heißt es aus der Landwirtschaftskammer. „Die Bauern brauchen Planbarkeit, um zukunftsfähig zu bleiben“, sagt der steirische Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher. „Ich habe zwei Söhne, die gerne Bauern werden wollen. Sie brauchen eine Perspektive, sonst werden wir in Zukunft keine Betriebe mehr haben“, sagt Josef Nebel, Obmann der Schweinebauern im Bezirk Deutschlandsberg.

Die Entwicklungsaussichten in den kommenden Jahren sind laut Umfragen der Styriabrid tatsächlich wenig rosig. In den kommenden zehn Jahren könnte sich die Zahl der gehaltenen Schweine um 30 Prozent verringern, jene der Schweinehalter sogar um 50 Prozent. Der Landwirtschaftskammer-Präsident sieht ein Sonderinvestitionsprogramm für Schweinebetriebe erforderlich.

Zeitgleich wird mit wissenschaftlicher Begleitung an Alternativen geforscht, unter anderem im Projekt Ibest (Investition in bestehende Ställe) in Raumberg Gumpenstein. Ein Beispiel: Stroheinstreu. Ein solches System ist zum Teil bereits in Kombination mit Spaltenböden in einigen steirischen Ställen in Verwendung. Doch Kurt Tauschmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Styriabrid sieht darin nicht die große Wunderwaffe. „Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die Schweine aufgrund der kühleren Temperaturen im Sommer die Betonböden präferieren. Nur weil Menschen denken, dass etwas besser für Tiere ist, muss das nicht so sein“, hat er seine Zweifel. Weitere Methoden, an denen gerade geforscht wird, seien noch nicht spruchreif, sagt Tauschmann. Für ihn seien die gesellschaftlichen Forderungen, was man unter richtiger Tierhaltung versteht, höher als das, was wirtschaftlich umsetzbar sei.

Importe aus dem Ausland werden zugelassen?

Christian Bachler, prominenter Wutbauer aus Krakau, sieht das Problem aber auch im internationalen Wettbewerb. Wenn Österreich Vollspalten verbiete, gelte es in anderen Ländern nach wie vor. Bachler: „Dann verbieten wir es eben, aber die Importe aus dem Ausland lassen wir zu? Das geht nicht. Ich kann nicht etwas verbieten, die Produktion vor Ort reglementieren und Importe ohne Spielregeln zulassen.“