Im Winter wird das Leben auf der Straße zu einem Kampf ums Überleben. 1851 Menschen haben in der Steiermark keine Wohnung, die Dunkelziffer dürfte aber weit höher sein. Viele übernachten unter Brücken, auf Bänken, vor Geschäften. Besonders die Nächte werden zur Lebensgefahr. Diese Notlage wird auch bei den Hilfseinrichtungen offensichtlich. „Meldungen über das Kältetelefon haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht“, sagt Jakob Url, Leiter der Caritas-Winternotschlafstelle. Momentan klingelt das Telefon bis zu 15-mal am Tag. Ehrenamtliche Mitarbeiter fahren dann im Kältebus zu den jeweiligen Adressen, um die Obdachlosen vor Ort zu versorgen. „Zwei Personen konnten wir am Montag überreden, in einem Notquartier zu übernachten. Eine Person musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Allen anderen haben wir Tee, Essen und warme Kleidung vorbeigebracht“, berichtet Url. Mit dem Start des Kältebusses in der zweiten Novemberhälfte wurden viermal so viele Versorgungs- und Materialpakete mit Lebensmitteln, Getränken, Schlafsäcken und Decken verteilt wie im Jahr zuvor.

Volle Betten

In den Notschlafstellen ist die Situation ähnlich wie in den Vorjahren. Url: „In der Winternotschlafstelle hatten wir eine Auslastung von rund 80 Prozent, wobei der Männerbereich fast durchgehend voll war.“ Ähnlich sieht es in den Hilfseinrichtungen der Vinziwerke aus. „Wenn der Winter da ist, steigt die Auslastung auf beinahe 100 Prozent“, sagt Sprecherin Svjetlana Wisiak. Während der kalten Jahreszeit stellen die Grazer Einrichtungen der Vinziwerke insgesamt 210 Betten zur Verfügung. 1100 Notschlafbetten für Obdachlose gibt es in der ganzen Steiermark, 900 davon in Graz, 200 weitere gibt es in den steirischen Regionen.

Das Land unterstützt das diesjährige Kältepaket mit insgesamt fünf Millionen Euro. Sollte sich der Bedarf an Betten erhöhen, will man das Kontingent in den Einrichtungen anpassen, betonte Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) Ende Oktober bei einer Pressekonferenz.