Seit dem fatalen Brand mit einem Todesopfer am Montag liegen zwei Personen mit Verbrennungen dritten Grades auf der Intensivstation der LKH Uniklinik Graz. Ihr Zustand sei stabil, so eine Kliniksprecherin am Freitag. Mittlerweile wäre ein weiterer Patient mit Brandverletzungen aus dem UKH an die Uniklinik verlegt worden. Auch der soll im Laufe des Tages operiert werden. Jene Angehörige eines betroffenen Lokalgastes, bei der anfangs ein Verdacht auf Herzinfarkt bestanden hatte, ist noch in stationärer Behandlung.
Erfreulich: Zwei Patienten, die mit Rauchgasvergiftung behandelt worden sind, konnten am Donnerstagabend das Spital wieder verlassen. Hingegen wird am LKH Graz-West noch ein Patient behandelt, wie die Direktion am Freitag bestätigte.
Die Ermittlungsgruppe im Landeskriminalamt ist unterdessen aufgestockt worden. Die zusätzlichen Beamten würden benötigt, um die Befragungen der Gäste und die Auswertung von Videos aus dem Lokal durchzuführen, heißt es in der Landespolizeidirektion. Eine konkrete Spur habe sich bis dato noch nicht ergeben.
„Von außen die Fenster mit Sesseln eingeschlagen“
Unterdessen kommt bei ORF-Thema (8. Jänner 2024, 21.10 Uhr in ORF 2) ein weiterer Zeuge zu Wort. Der Mann hatte bereits via Antenne Steiermark die furchtbare Nacht geschildert (Der Link zum Beitrag). „Ich habe intuitiv von außen die Fenster mit Sesseln eingeschlagen, um Menschen retten zu können“, wird Thomas Weinhandl vom ORF via Aussendung zitiert.
„Du hörst Leute schreien, siehst die Flammen und denkst dir nur: Um Gottes Willen, wie viele sind da noch drin?“, kommt außerdem Silvia Weinhandl zu Wort. Beide wären über die Vordertür aus dem Lokal geflüchtet.
Rückschau auf die Ereignisse
In der Grazer Sporgasse ereignete sich am Neujahrstag eine Tragödie. Gegen 3.30 Uhr brach im Eingangsbereich der beliebten Stern-Bar ein Feuer aus. Das Lokal brannte aus. 21 Lokalbesucher wurden zum Teil schwer verletzt. Eine junge Frau, eine 21-Jährige aus dem Bezirk Mödling (NÖ), kam ums Leben. Sie dürfte bei Freunden in Graz zu Besuch gewesen sein. Die Niederösterreicherin war begeisterte Reiterin, auch in ihrem Reitclub herrscht tiefe Betroffenheit nach dem Tod der 21-Jährigen. Diese war an den Folgen der Rauchgasvergiftung gestorben, so die Gerichtsmedizin.
„Keine Türe aufgebrochen“
Es gibt Gerüchte, wonach der Fluchtweg versperrt gewesen wäre. Aber: „Wir haben keine Türe aufgebrochen“, sagt hingegen ein Offizier der Berufsfeuerwehr. Diese sei von vorne bzw. über die Küche zum Brandort gelangt. Neun Personen, die am Boden gelegen haben, brachte man ins Freie. Vier Atemschutztrupps mit zwei Löschleitungen rückten in das Objekt vor.
Die Türe im hinteren Lokalbereich „war nicht verschlossen“, ergänzt Fritz Grundnig (Landespolizeidirektion). Sie, aber auch andere Einrichtungen, würden von Sachverständigen noch begutachtet.
Die Spurensicherung ist abgeschlossen, so Grundnig weiter. Ermittlungen zur Brandursache dauern weiter an. Einige Zeugen sind dem Aufruf gefolgt, sich beim Landeskriminalamtes Steiermark unter Tel. 059133/60 3333 zu melden. Die Polizei wird sie nun nach und nach befragen. Auf Videos in sozialen Netzwerken sind Lokalbesucher mit Sprühkerzen zu sehen. Diese mögliche Ursache sowie auch andere fahrlässige oder vorsätzliche Möglichkeiten von Brandlegung würden geprüft und kriminaltechnisch untersucht, heißt es.
Auf einmal die Flammen gesehen
„Es ging alles so schnell. Als ich das Feuer gesehen habe, habe ich nur geschaut, dass die Leute herauskommen“, berichtet ein 29-jähriger Grazer. Er war unter jenen, die sich am Montagmorgen im Lokal befunden haben. Er habe auf einmal die Flammen gesehen, aber keinen lauten Knall gehört: „Das kann auch wegen der Musik gewesen sein“, so der Grazer zur Kleinen Zeitung. Er selbst sei mit anderen Gästen zum Hinterausgang des Lokals gerannt. Andere Gäste wiederum liefen zur Vordertür. Nachsatz: „Der Schock sitzt noch immer tief, ich muss das alles noch verarbeiten.“
Als Ausbruchsort wurde inzwischen das Foyer der Bar ermittelt, derzeit wird „jede technische Ursache ausgeschlossen“, so ein Ermittler. Nicht geklärt ist, ob fahrlässiger Umgang mit Feuer oder eben doch ein Feuerwerkskörper den Brand auslöste. Leider gewiss: Das Feuer griff rasch auf Einrichtungs- und Dekorationsgegenstände über. Die starke Rauchentwicklung sorgte für Durcheinander – und Rauchgasvergiftungen.
Erstversorgungsstelle
Letztlich schafften es die meisten Gäste ins Freie: Die Berufsfeuerwehr Graz stand mit sieben Fahrzeugen und 31 Feuerwehrkräften im Einsatz. Das Rote Kreuz war mit 10 Rettungsautos und 40 Kräften zur Stelle. Am Karmeliterplatz wurde kurzerhand eine Erstversorgungsstelle eingerichtet, um die Verletzten zu versorgen und auf die Spitäler aufzuteilen.
Bürgermeisterin Elke Kahr sprach am Montag ihr Beileid aus: „Nach diesem Schock kann ich den Angehörigen und Freunden der Unglücksopfer nur mein tiefes Mitgefühl ausdrücken und darauf hoffen, dass alle Verletzten wieder gesund werden.“
Anzeigen
Laut Landespolizeidirektion wurde das Verbot von pyrotechnischen Gegenständen zu Silvester im Ortsgebiet heuer häufig missachtet: 360 Mal wurden Feuerwerkskörper einbehalten, es gab rund 150 Anzeigen und Organmandate.
Die Einsatzkräfte der polizeilichen Landesleitzentrale (LLZ) zählten von Sonntag, 31. Dezember 2023, bis Montag, 1. Jänner 2024 genau 1579 Notrufe. „Daraus resultierend mussten 674 Einsätze abgearbeitet werden.“ Als Hotspots kristallisierten sich sämtliche steirischen Bezirksstädte, allen voran der Ballungsraum Graz, heraus.