Im Pfarramt in St. Oswald bei Plankenwarth (Bezirk Graz-Umgebung) herrscht um acht Uhr früh bereits ein reges Treiben. Die Kronen sind fein säuberlich aufgereiht, die Kassen, Kreide und Aufkleber liegen bereit. Auf ihren Handys checken die Begleitpersonen noch das letzte Mal ihrer Route, während die Kinder sich in Caspar, Melchior und Balthasar verwandeln und ihren Text das letzte Mal durchgehen. Er sitzt – zumindest fast. Damit am Ende sicher schiefgeht, wird noch schnell ein Spickzettel hinten auf den Stern gepickt.
In St. Oswald sind heuer zwölf Gruppen unterwegs. Die jüngsten Sternsinger sind erst fünf Jahre alt. „Wir schreiben es zwar nicht in den Kindergärten aus, aber viele sehen es bei ihren älteren Geschwistern und wir möchten niemanden ablehnen“, erzählt Organisatorin Christa Hofer. Die Kleinsten gehen allerdings nicht die ganze Strecke mit, sondern wechseln sich ab.
Technik und Tradition
Damit auch sicher kein Haus vergessen wird, haben die Begleitpersonen heuer ein neues Hilfsmittel an der Hand. Bereits am Vorabend haben sie einen Link mit ihrer Route zugeschickt bekommen. „Theoretisch könnten sie einfach dem Weg am Handy nachlaufen“, so Hofer. Die meisten von ihnen kennen sich aber im Ort aus und verwenden die Karte nur als Überblick. Ebenfalls mit der Zeit gehen müssen die Heiligen Drei Könige bei der Inschrift „20-C+M+B-24“ an den Türen. Da auf modernen Materialien die Kreide häufig nicht hält, gibt es heuer Aufkleber, auf denen dann geschrieben werden kann.
Obwohl einige Türen geschlossen bleiben, tut das der Freude der Kinder keinen Abbruch. Lorena Strommer ist bereits das fünfte Mal dabei – und das mit erst zehn Jahren. „Am Anfang bin ich nur einen Tag gegangen, dann irgendwann zwei und mittlerweile bin ich alle drei Tage mit dabei“, berichtet die Zehnjährige stolz. Während andere Gruppen mit dem Auto fahren lassen, gehen diese Könige alles zu Fuß. Bis 16 Uhr werden sie auf den Beinen sein. Auch Georg Gogg ist bereits das fünfte Jahr mit dabei. Der 13-Jährige freut sich vor allem auf das Singen und auf das Essen. Für Celina Leist ist es ihr zweites Jahr als Sternsingerin. In der Früh war die neunjährige noch ziemlich aufgeregt, aber nach den ersten Häusern hat sich auch die anfängliche Nervosität gelegt. Einzig die Hunde, die oftmals hinter den Zäunen warten, sorgen bei den Kindern für Aufregung. „Die Hunde sind das Einzige am Sternsingen, was ich nicht mag“, sagt Strommer lachend.
Sinnvolle Ferienbeschäftigung
Seit Beginn der Dreikönigsaktion 1954 sind in ganz Österreich bereits rund vier Millionen Kinder von Tür zu Tür gezogen. Eines von ihnen ist Katharina Hofer. Seit sechs Jahren ist sie nun als Begleiterin mit dabei. „Ich möchte die Sternsinger weiter unterstützen, weil ich finde, dass es eine sinnvolle Ferienbeschäftigung für die Kinder ist“, sagt Hofer. Mit dem Sternsingen ist aber berufstätigen Eltern geholfen, da die Kinder den ganzen Tag betreut sind und gleichzeitig einiges erleben. Denn die Freude über die Sternsinger ist bei den meisten Menschen groß. „Es ist ziemlich cool, das jetzt einmal von der anderen Seite zu sehen, weil ich als Kind selbst Sternsingerin war und weiß, wie toll es ist, alle Häuser kennenzulernen und gleichzeitig Gutes zu tun“, erzählt Stefanie Hutter, als sie Besuch von den König(inn)en bekommt.
Während es zwischenzeitlich nur sehr wenige Sternsinger in St. Oswald bei Plankenwarth gegeben hat, ziehen heuer wieder rund 20 Kinder durch den Ort. „Man hat zwischenzeitlich gemerkt, dass die Kinder hinterfragt haben, was sie davon haben, da es ja eine ehrenamtliche Tätigkeit ist“, sagt Hofer. Ganz leer gehen die Kinder heuer aber nicht aus. Neben Getränken wartete hinter machen Türen sogar ganze Schokoladentafeln auf sie. Neben dem Spaß und der Freude, die die Kinder verbreiten, ist jedoch vor allem eines wichtig. Möglichst viele Spenden zu sammeln. Heuer für Guatemala.