Dreimal schreiten die Steirer heuer zur Stimmabgabe, die wichtigste Entscheidung fällen sie am Schluss. Nach der EU-Wahl und der Nationalratswahl wird voraussichtlich am 24. November der Landtag gewählt. Es wäre dasselbe Datum wie jenes der vorgezogenen Landtagswahl 2019. Die Vorzeichen sind diesmal jedoch komplett anders, der Ausgang derzeit offen. Sowohl Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) als auch sein Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) führen ihre Parteien das erste Mal in eine Wahl. Mit FPÖ und Grünen melden zwei weitere den Anspruch auf einen Sitz in der Grazer Burg an.

Das erste Mal

Der größte Druck lastet auf ÖVP-Chef Drexler. Er hat nicht nur das Erbe Hermann Schützenhöfers zu verwalten, sein Vorgänger gab ihm auch einen Auftrag mit: „Mein politisches Tagwerk ist vollbracht, wenn er am Wahlabend ein gutes Stück vor dem Nächsten liegt“, ließ der Altlandeshauptmann im Juni wissen. Drexler deutete bereits an, nur als Erster in einer Regierung zu bleiben, am liebsten mit der SPÖ als Partner. Im Falle einer Niederlage habe er keinen „Plan B“. Der Landeschef kann jedenfalls für sich in Anspruch nehmen, mit einem erneuerten Team anzutreten. Von den 2019 angelobten schwarzen Regierern ist neben ihm nur noch Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl dabei.

Am Grazer Karmeliterplatz wird das Entscheidungsjahr längst durchgeplant. Erster Höhepunkt: Die zweite „Steiermark-Rede“ des Chefs zum Landesfeiertag, heuer schon am 18. März. Bis Sommer soll die Denkwerkstatt „Modell Steiermark“ jene „Zukunftspapiere“ ausgearbeitet haben, die Eingang ins Wahlprogramm finden. Danach setzt man vor allem auf die starke Struktur der Volkspartei in den Bezirken und Gemeinden.

Rote Lage

Weitaus komfortabler ist die Ausgangslage von Anton Lang. Vom SPÖ-Chef erwartet niemand den Wahlsieg, auch er scheint sich mit der Rolle als Nummer zwei hinter Drexler zufriedenzugeben. „Hauptsache, mein Büro bleibt in der Burg“, scherzte er zuletzt. Über Umfragen verliert Lang kein Wort. Vielleicht deshalb, weil sie ihn sogar auf Platz eins ausweisen? Neue Zahlen gibt es für den Leobener jedenfalls am 20. Jänner, wenn am Landesparteitag in Kapfenberg das Ergebnis der bereits abgeschlossenen Direktwahl verkündet wird. Die Beteiligung lag bei 47 Prozent, die Zustimmung der Mitglieder sollte schon deutlich höher ausfallen. Langs selbst gelegte Latte: mehr als jene 88,5 Prozent, die er 2020 von den Delegierten erhalten hat.

Die Herausforderer

Mario Kunaseks Masterplan, direkt vom Minister- ins LH-Büro zu wechseln, ist zwar längst verworfen. Dennoch inszeniert sich der FP-Obmann als der Herausforderer Drexlers. Die Blauen starten am 13. Jänner mit dem Neujahrstreffen in der Schwarzlhalle ins Wahljahr, Zugpferd Herbert Kickl ist natürlich mit von der Partie. Einen Kanzler Kickl kann sich Kunasek im November dennoch nicht wünschen, eine verhinderte blaue Regierungsbeteiligung spielt ihm schon eher in die Karten.

Auch Sandra Krautwaschl will aus der Oppositionsrolle schlüpfen und ihre Grünen in eine Regierung führen. Es dürfte aber schon schwer genug werden, die sechs Mandate zu halten. Für die Neos mit Niko Swatek kann das Minimalziel nur der Wiedereinzug ins Landhaus lauten. Der ist Claudia Klimt-Weithaler und der KPÖ ziemlich sicher. Nachdem der umstrittene Abgeordnete Werner Murgg nicht mehr antritt, könnten die Kommunisten auf Landesebene für die nächste Überraschung sorgen.

Sandra Krautwaschl (Grüne) und Niko Swatek (Neos) forderten beide den Rückzug von Werner Murgg (KPÖ)
Sandra Krautwaschl (Grüne) und Niko Swatek (Neos) forderten beide den Rückzug von Werner Murgg (KPÖ) © gruene