Wohlige Wärme schlägt einem beim Betreten des Raums entgegen und der Duft von Lavendel und Salbei mischt sich unter die Luft. In einer Ecke hängen Räucherstäbe, zusammengebunden aus verschiedenen Naturgewächsen, in einer anderen verbreiten Zirbenseifen ihren wohltuenden Geruch. Die Kräuterküche von Kräuterpädagogin Doris Maier ist ein Ort, an dem die Seele wieder atmen lernt, im wahrsten Sinne des Wortes. „Kräuter können auf vielfältige Weise eine positive Wirkung auf das körperliche Wohlbefinden haben“, so die Kräuterexpertin.

Zwischen den Weihnachten und dem Dreikönigstag fühlt es sich häufig so an, als wären die Tage aus der Zeit gefallen. Es sind Tage, die für viele geprägt sind von Reflexion und dem Schmieden neuer Pläne, während das vergangene Jahr langsam sein Ende findet. Gleichzeitig ist es die Zeit der sogenannten Rauhnächte, 12 Nächte zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Jänner. In diesem Zeitraum machen sich immer mehr Menschen die Kraft der Kräuter zunutze, um das alte Jahr zu verabschieden und Wünsche und Vorhaben für das neue zu formulieren. Zu den Ritualen gehört unter anderem auch das Räuchern, bei dem Kräuter genutzt werden, um positive Energien freizusetzen und die Umgebung zu reinigen. „Der Brauch kommt ursprünglich von den Kelten, die nach dem Mondkalender lebten“, so Maier. „Das Mondjahr hatte eine Dauer von 354 Tagen, im Vergleich zum Sonnenjahr fehlten ihnen also elf Tage und zwölf Nächte. Daraus entstanden die Rauhnächte.“

Über dem Feuer wird der Räucherstab entzündet
Über dem Feuer wird der Räucherstab entzündet © Klz / Stefan Pajman

Schlaffördernd, reinigend, desinfizierend

In der Vergangenheit sei das Räuchern vor allem mit dem Glauben in Verbindung gestanden, so die Expertin: „Dämonen, schlechtes Wetter – alles Böse sollte vertrieben werden.“ Heute gehe es primär darum, besondere Rituale zu schaffen und die Wirkung der Kräuter für sich zu nutzen, sagt die Kräuterpädagogin. „Wir haben so viele Kräuter in unserem Garten, die eine reinigende und desinfizierende Wirkung haben“ So sei der Lavendel schlaffördernd, beruhigend und stressabbauend und helfe dabei, Nervosität abzubauen. „Er ist äußerst mild in seiner Anwendung und kann deshalb auch in Kinder- und Krankenzimmern verwendet werden.“ Falsch machen könne man beim Räuchern aber allgemein kaum etwas, betont Maier. Die Eigenschaften der Kräuter decken sich meist auch mit der Wirkung, die bei dem Ritual freigesetzt wird.

So wirke Rosmarin als Muntermacher, verbessert die Durchblutung in den Gefäßen und soll Kraft und Energie geben. Die Rose wirkt unterdessen mit ihrem sanften Geruch ausgleichend und Herzöffnend. „Die Pfefferminze öffnet durch ihr frisches Aroma die Atemwege, lässt einen also wortwörtlich durchatmen“, erklärt die Kräuterpädagogin. Eine desinfizierende und reinigende Wirkung wird den Kräutern ebenfalls nachgesagt, besonders viel Kraft steckt allerdings im Räucherklassiker Salbei. „Er wird so oft verwendet, weil er in unseren Breiten gut wächst. Im Salbei ist viel Harz enthalten, dessen ätherische Öle eine stark desinfizierende Wirkung haben.“

Räucherstab und Räucherpralinen

Zwei bis maximal drei Kräuter verwendet Maier in ihren eigenen Räucherstäben, die sie mit frischen Kräutern bereits im Sommer bindet. „Wenn die Kräuter getrocknet sind, funktioniert das Binden nicht mehr gut“, sagt sie. „Werden außerdem zu viele Kräuter verwendet, nimmt man den Geruch der einzelnen nicht mehr so gut wahr.“ Mit einem Naturfaden hält sie die Kräuter an Ort und Stelle, sie ummanteln den Kern der Stäbe, eine Königskerze. „Die Pflanze eignet sich gut als Basis, weil sie wie der Salbei viele Harze enthält.“ Mehrere Male können die Stäbe verwendet werden, weil sie nicht durchbrennen, mit einer feuerfesten Schale wird verbranntes Material aufgefangen.

Räucherpralinen aus Honigwachs
Räucherpralinen aus Honigwachs © Klz / Stefan Pajman

„Wer beim Räuchern weniger Rauchbildung bevorzugt, kann auch eine feuerfeste Schale verwenden, so Maier. „Auf einem Metallsieb werden die Kräuter fünf bis zehn Zentimeter über einem Teelicht aufgelegt, dadurch werden sie gedünstet und es entsteht kein Rauch. Das empfinden viele als angenehmer.“ Auch Räucherpralinen aus Honigwachs wendet die Expertin gerne an. „Diese schmelzen in den Räucherstövchen und werden anschließend wieder hart, können also auch mehrmals verwendet werden“, so Maier.

Sich die Umgebungsnatur zunutze zu machen, ist etwas, das Maier auch ihren Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern mit auf den Weg gibt. „Vielen ist nicht bewusst, dass sie die meisten Sachen oft schon zu Hause haben, um solche Rituale vorzubereiten“, so die Südoststeirerin, die sich bereits seit ihrer Kindheit mit Kräutern beschäftigt. Ein Herbarium, das sie als Kind klebte, entfachte ihre Passion. „Die Kreisläufe in der Natur faszinieren mich und auch das Wissen, dass sich Menschen früher mit dem, was sie im Garten hatten, selbst versorgen und helfen konnten.“