Heftige Windböen über Nacht haben die Lage verschärft. Im Ennstal und in Weiz waren am Sonntagvormittag noch 2000 steirische Haushalte ohne Strom, zahlreiche Trafostationen außer Betrieb. Wegen Lawinengefahr und gesperrter Straßen gingen die Arbeiten nur spärlich voran, sagte Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark: „In der Nacht sind neue Sturmböen aufgezogen und haben erneut zu zahlreichen Schäden geführt. Es geht langsam voran, aber die Arbeiten werden noch eine Weile dauern.“ Schon am Samstag sorgten Regen, Schnee und Tauwetter in der Steiermark anhaltend für Probleme. Besonders die Obersteiermark und die Oststeiermark waren betroffen, es gab umgestürzte Bäume und beschädigte Stromleitungen. Mehr als 100 Monteurinnen und Monteure waren im Einsatz.
Am Sonntag um 17 Uhr meldete die Energie Steiermark, dass der Großteil der Schäden für erste behoben werden konnte. Beinahe alle Haushalte haben wieder Strom, maximal 20 Trafostation waren um 17 Uhr noch defekt. Das betreffe aber vorrangig Regionen, die kaum besiedelt sind, erklärt Harnik-Lauris.
Auch die Feuerwehren waren gefordert. Zahlreiche Autos waren zu bergen, umgestürzte Bäume zu beseitigen und Überschwemmungen entgegenzuwirken, vor allem in den Bereichen Bruck, Hartberg, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz. Allein beim Bereichsfeuerwehrverband Knittelfeld waren über 100 Kräfte im Einsatz. Unter anderem wurde zu einem Seniorenheim gerufen, so Feuerwehrmann Thomas Zeiler. Über das Dach drang Wasser in das Gebäude. Mittels Planen und Sandsäcken sicherte man alles ab. In St. Marein-Feistritz wurden in der Nacht auf Sonntag zahlreiche Bäume durch starken Wind entwurzelt, Straßen blockiert. In Lobmingtal musste die Feuerwehr Vordächer einer neuen Reihenhaussiedlung vor dem Abdecken schützen. Zwischen Großlobming und Kleinlobming wurden umgestürzte Bäume von der L 504 entfernt. Ebenso war ein tonnenschwerer Baum auf das Dach einer Lagerhalle gefallen. Die Feuerwehren Seckau und Knittelfeld standen über mehrere Stunden im Einsatz. Die Landesleitzentrale spricht von 124 Einsätzen aufgrund des Unwetters. Besonders betroffen waren die Feuerwehren in Bruck, Graz-Umgebung, Hartberg, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz.
In Liezen mussten in der Nacht auf Samstag 30 Feuerwehren ausrücken, hauptsächlich um umgestürzte Bäume von den Straßen zu entfernen. Christoph Schlüßlmayr vom Verband: „Ein derartiges nächtliches Einsatzaufkommen, bei dem knapp ein Drittel aller Feuerwehren im Bezirk im Einsatz steht, kommt äußerst selten vor. Hotspots sind das mittlere Ennstal und das Ausseerland.“ Das Tauwetter im Laufe des Samstags machte den Feuerwehren zu schaffen, der schnell schmelzende Schnee überflutete Straßen, Kläranlagen und zwei Dutzend Keller in Liezen. In Schladming-Dachstein waren die Rössingstraße und die Serpentinen gesperrt.
Straßensperren wegen Murenabgängen und Schnee
Im Ennstal waren mehrere Straßen wegen Murenabgängen gesperrt. Etwa die B 320, Ennstalstraße, zwischen Wörschach und Weißenbach. Eine Umleitung auf die örtlichen Landstraßen wurde eingerichtet. Am Sonntagnachmittag wurde die Sperre wieder aufgehoben. Anders sieht es beim der Janerwerg in Rohrmoos/Untertal aus. Dort was die Straße wegen einer Hangrutschung gesperrt. Für die Planaistraße gab es eine Blockabfertigung für Pkw, größere Fahrzeuge konnten die Straße nicht befahren. Für Pkw war die Planaistraße nur bis 16 Uhr befahrbar, dann wurde eine Sperre bis 25. Dezember, 7 Uhr eingerichtet. Ebenso wurde auf der Planneralm um 16 Uhr eine Sicherheitssperre eingerichtet. Die Zufahrt war erst wieder am 25. Dezember ab 11 Uhr möglich.
Auch bei den ÖBB kommt es zu Störungen. Wegen einer Oberleitungsstörung sind zwischen dem Bahnhof Obertraun Dachsteinhöhlen und Bad-Aussee-Bahnhof keine Fahrten möglich. Es wurde ein Schienenersatzverkehr zwischen Steeg-Gosau und Stainach-Irdning eingerichtet. Die Züge fahren von Bad Ischl kommend bis Obertraun-Dachsteinhöhlen.
Feuerwehren gefordert
Die Wetterlage wirkt sich zudem auf die Skigebiete aus: Keinen Liftbetrieb gibt es am Samstag am Hauser Kaibling, auf der Planai und der Reiteralm ist der Betrieb eingeschränkt. Lawinengefahr herrscht in den Bergen. Der starke Wind verfrachtet die Schneemassen und sorgt für eine fragile Schneedecke. Die Planneralmstraße ist zum Beispiel auch wegen Lawinengefahr gesperrt.
So wird das Wetter
Der starke Wind hat am Samstag auch auf das südliche Randgebirge übergegriffen, weiß Geosphere-Meteorologe Fritz Wölfelmaier. Starken Regen gibt es an der Alpennordseite von Ennstal nach Mariazell und auch im Mürztal. In Fischbach sind beispielsweise innerhalb der letzten zwei Tage 103 Liter Niederschlag – Schnee und Regen – pro Quadratmeter gefallen, „eine enorme Menge“, so der Meteorologe.
Die Schneedecke in der Obersteiermark wird derzeit durch den Regen etwas „durchlöchert“, dennoch sind hier weiße Weihnachten angesagt. Ab 1000 Meter liegt an der Alpennordseite in der Steiermark eine „durchgehende Schneedecke“.
Am Sonntag, also zum Heiligen Abend, sind nur im Nordosten einzelne Schauer dabei. Ansonsten ist es trocken und sonnig. Im Süden werden die Temperaturen in den nächsten Tagen sehr mild. Sogar auf den Bergen, in 2000 Metern, sind 5 Grad angesagt. In Graz ist am Montag mit bis zu 13 Grad zu rechnen. In St. Radegund steigen die Temperaturen auf 15 Grad.