Vier von zehn Jugendlichen haben Angstsymptome, drei von zehn Jugendlichen zeigen Anzeichen einer Depression: Eine erst diese Woche veröffentlichte Familienstudie der Stadt Graz zeigt auf, wie es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen bestellt ist. Das Versorgungsangebot hinkt aber in vielen Regionen hinterher. Das soll sich ändern, geht es nach Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) und dem Gesundheitsfonds Steiermark. „Es ist wichtig, dass man besonders bei den jüngsten genau hinschaut und hinhört“, so der Landesrat bei einem Pressetermin am Freitag. Im kommenden Jahr stehen 9 Millionen Euro mehr für die psychische Gesundheit der Steirerinnen und Steirer zur Verfügung, für die Jüngsten gibt es 2024 ein gänzlich neues Angebot: Es nennt sich „Integriertes Hometreatment“, 1,7 Millionen Euro fließen allein in diese Maßnahme.

„Hometreatment“ bedeutet, dass psychiatrische Patientinnen und Patienten im Alter von fünf bis 18 Jahren in ihrer gewohnten Umgebung behandelt werden können. „So kann man viel besser die Familie und die Schule miteinbeziehen, wo die meisten Probleme erst entstehen“, erklärt Isabel Böge, Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des LKH Graz II, Standort Süd. Böge spricht aus Erfahrung, sie hat das Konzept 2011 erstmals in Deutschland etabliert. Nun wird es probeweise im Großraum Graz gestartet und soll später steiermarkweit ausgerollt werden. Denn gerade in der Peripherie, wo ein stationäres Angebot für junge Patienten nicht vorhanden ist, sei es eine wichtige Ergänzung.

Präsentierten das Paket: Vinzenz Harrer (ÖGK), Susanna Krainz (Gesundheitsfonds), Isabel Böge (LKH Graz II) und Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl
Präsentierten das Paket: Vinzenz Harrer (ÖGK), Susanna Krainz (Gesundheitsfonds), Isabel Böge (LKH Graz II) und Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl © Land Steiermark/Binder

Laut Böge handelt es sich um ein sehr intensives Programm, bei dem Kinder und Jugendliche vier bis fünfmal in der Woche von Experten aus dem klinischen Bereich behandelt werden, zunächst sechs Wochen lang. Danach übernimmt ein Vertreter des psychosozialen Dienstes, der von Beginn an eingebunden ist, für weitere sechs Monate die Betreuung. Der Facharzt kommt dann noch einmal im Monat zur Visite. Das „Hometreatment“ ist ein zusätzliches Angebot, im stationären Bereich stehen in Graz weiterhin 20 Akut- und 30 Therapiebetten zur Verfügung.

Mehr Personal, mehr Geld

Neben dem neuen „Hometreatment“ werden insgesamt die Mittel für den psychosozialen Bereich und die Sozialpsychiatrie in der Steiermark für 2024 kräftig aufgestockt - von 37 auf 46 Millionen Euro. Das beinhaltet unter anderem eine Aufstockung der Vollzeitäquivalente von 34,3 auf 49,5 in den Bereichen fachärztliche Versorgung, Psychotherapie, Sozialarbeit und andere verwandte Fachbereiche. Das psychiatrische Krisentelefon „Psy-Not“ erhält im kommenden Jahr ebenfalls rund 1,7 Millionen Euro und damit um rund 600.000 Euro mehr als 2023. Die Suizidprävention „Go-On“ erhält 1,3 Millionen Euro und somit um 130.000 Euro mehr. Für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen nach Scheidungen der Eltern oder bei Todesfällen naher Angehöriger fließen über den Verein Rainbows im kommenden Jahr 101.000 Euro. Neu ist 2024 auch das Schulprojekt „Verrückt? - Na und!“, das auch auf Volksschulen ausgeweitet wird.