Alles auf Schiene tönt es von den ÖBB, wenn es um die Investitionen der kommenden Jahre in der Steiermark geht. Untermauern soll das der sogenannte Rahmenplan, der die strategische Ausrichtung und die Großprojekte in Österreich bis 2029 ausweist. Präsentiert wurde das Vorhaben jüngst von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) und ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä. 21,1 Milliarden Euro sollen fließen, um die nachhaltige Mobilität in Österreich voranzutreiben. 3,5 Milliarden davon werden alleine in der Steiermark investiert.
Die prestigeträchtigsten Projekte sind die beiden Großtunnel Koralm (Fertigstellung Ende 2025 geplant) und Semmering, die Fahrtzeiten auf der Südstrecke deutlich verkürzen sollen. Dazu gesellt sich ein neues Leuchtturmprojekt für die Steiermark: ein zweigleisiger Ausbau in Richtung Slowenien – konkret zum Güterbahnhof und Hafen in Koper. Auf der slowenischen Seite wird bereits intensiv gebaut. Nun will man auch auf der österreichischen Seite zwischen Werndorf und der Grenze in Spielfeld-Straß zweigleisig fahren. „Das hat eine internationale Bedeutung, aber auch eine regionale. Es können zusätzliche Nahverkehrszüge ergänzt werden, die eine gute Alternative zum Autoverkehr im Süden von Graz sind – gerade wenn man an die Debatte der sechsstreifigen Autobahn denkt“, sagt Franz Hammerschmid, Geschäftsbereichsleiter der ÖBB Infrastruktur AG.
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Zwischen Jahrhundertprojekt und Sorgenfalten
Zudem werde man den Infrastrukturausbau und die Elektrifizierung der Graz-Köflacher-Bahn übernehmen. Für das „Jahrhundertprojekt“ sind Investitionsmittel von 500 Millionen Euro präliminiert. „Eine solche Investition gab es wahrscheinlich in den gesamten letzten 30 Jahren der GKB nicht“, so Hammerschmid. Daneben sind einige Bahnhofsumbauten wie in Wartberg im Mürztal oder Kapfenberg vorgesehen. Sorgenfalten bereitet den Bundesbahnen wohl der eingangs erwähnte Semmering-Basistunnel.
Die Fertigstellung musste bereits einige Male nach hinten verschoben werden, derzeit ist das Jahr 2030 anvisiert. Nachdem die Bohrungen in der Steiermark im September abgeschlossen werden konnten, kämpft man sich im Schneckentempo durch die letzten 750 Meter (drei Prozent der Gesamtlänge) auf niederösterreichischer Seite. Schwierigkeiten bereitet die Tektonik.
„Man kann hier von der Mülldeponie der Alpen sprechen. Der Berg ist auf diesem Abschnitt palatschinkenartig zusammengefaltet und das Gestein ist unberechenbar“, erklärt Hammerschmid. Das bringt enorme Kostensteigerungen mit sich. Hammerschmid: „Wir sind optimistisch, dass die neuen Ziele halten. Mit der Verschnellerung der Südstrecke ist eine Fahrt von Wien nach Venedig in sechs Stunden, von Graz aus sogar in vier Stunden möglich. Perfekt für einen Tagesausflug.“
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Strecke Graz–Bruck wird Flaschenhals
Mit der erwähnten neuen Südstrecke und der Einbindung der steirischen Landeshauptstadt könnte die Strecke Graz–Bruck mit einer Prognose von bis zu 400 Zügen pro Tag zum Flaschenhals werden. Experten wie Bahnlobbyist Helmut Adelsberger fordern einen viergleisigen Ausbau. „Und er wird kommen“, verrät Hammerschmid. „Doch nicht in dieser Periode, sondern erst in rund 15 Jahren. Das wird Teil des Zielnetzes 2040 sein, das wir in den kommenden Monaten der Öffentlichkeit präsentieren werden.“
In der Zwischenzeit setzt man auf „güterzuglange Überholgleise“, die eine reibungslose Taktung ermöglichen sollen. Andere Projekte spielen jedoch keine Rolle derzeit in der ÖBB-Planung. So wird der Wunsch nach einer Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Lavanttalbahn zwischen Zeltweg und Wolfsberg derzeit nicht erhört, ebenso wie ein Koralmbahnhof am Flughafen Graz. Das halte man seitens der ÖBB für wenig sinnvoll und verweist auf die S-5-Verbindung zwischen Hauptbahnhof und dem Flughafen ein. „Bringt man weitere Zwischenhalte in die Koralmbahn ein, wird aus einem Schnellzug ein Semischnellzug“, beurteilt Hammerschmid.