Heuer haben um 16,5 Prozent mehr Personen ein Lehramtsstudium an Unis bzw. Pädagogischen Hochschulen begonnen als im Vorjahr, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Freitag. Der Minister führt das auf seine 2022 gestartete Initiative „Klasse Job“ zurück, die nicht nur Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger rekrutieren soll, sondern auch Info-Kampagnen zum Lehramtsstudium gebündelt hat. Besonders hoch war der Zuwachs für die Volksschul-Ausbildung (35 Prozent), geringer bei Gymnasien, Mittelschulen und berufsbildenden Schulen (11 Prozent).

20.000 Stellen in den nächsten fünf Jahren zu besetzen

Insgesamt begannen heuer 3.757 Personen eine Ausbildung im Bachelor Sekundarstufe Allgemeinbildung, um 370 mehr als im Vorjahr. Der Abschluss nach acht Semestern befähigt zum Unterrichten an Allgemeinbildende höheren Schulen (AHS), Mittelschulen (MS) und Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS). Ein Master ist jedoch während der ersten Berufsjahre verpflichtend abzuschließen. Die Ausbildung zum achtsemestrigen Bachelorstudium für die Primarstufe (Volksschule) nahmen 2.175 Personen in Angriff, das sind um 560 mehr als im Vorjahr.

Derzeit stehen mehr als 120.000 Lehrerinnen und Lehrer im Dienst. Allein in den kommenden fünf Jahren werden rund 20.000 Vollzeitstellen besetzt werden müssen. Heuer wurden mehr als 7.800 neue Lehrkräfte angestellt, die meisten davon in Wien (wo der Lehrermangel am stärksten zutrifft) mit rund 2.000. Auch in Salzburg, Steiermark und Niederösterreich gab es mehr als 1.000 Neuanstellungen, in Oberösterreich rund 900.

653 Quereinsteiger mit Vertrag

Auch 653 Personen stehen inzwischen als Quereinsteiger unter Vertrag, über 4300 Personen haben sich seit letztem Jahr beworben - 2000 haben, wie berichtet, ein Zertifikat erhalten. „Wir kriegen täglich ca. zehn Bewerbungen“, sagt Andreas Schnider, Leiter der Zertifizierungskommission. Am meisten wurden in Wien und der Steiermark ausgestellt, so Schnider. Das heißt, die Nachfrage ist hoch, doch nur rund ein Viertel der Personen unterrichtet auch bereits.

Abgesehen davon hallt es immer wieder Kritik von Schülervertretern, dass es voll ausgebildete Lehrkräfte braucht und die Initiative nur eine kurzfristige Lösung sein könne. Die Gewerkschaft steht der Idee positiv gegenüber, da sie Entlastung bringt, aber fragt, warum das Modell nicht auch auf Volksschulen umgelegt werden kann. Dort herrscht der größte Mangel. Und selbst wenn viele das Studium nun anfangen, dauert die Ausbildung einige Jahre. Abgesehen davon kritisieren junge Lehrkräfte, dass sie während ihrer Lehrverpflichtung kaum ihr Masterstudium vollenden können, da Vorlesungen in ihre Unterrichtszeit fallen.

Studiendauer steht in Sternen

Die geplante Verkürzung der Studiendauer (drei statt vier Jahre Bachelor und bei den Lehrern der Sekundarstufe insgesamt inklusive Master fünf statt sechs Jahre) ist bislang noch nicht umgesetzt. Auch dazu, dass der Master besser berufsbegleitend möglich sein soll, gibt es nichts Schlagkräftiges.

Da die Verhandlungen mit den Grünen laufen, ist ein Start der kürzeren Studiendauer ab 2024 nicht realistisch. Nach einem Gesetzesbeschluss (noch liegt kein Entwurf vor), müssten Unis und PHs erst ihre Studienpläne ändern.