Ein leerer Platz, ein Vereinshaus ohne Vereinsmitglieder, Geschäfte, deren Leuchtreklamen ihre beste Zeit hinter sich haben. Viele Gemeinden in der Steiermark kämpfen gegen das Aussterben ihrer Ortskerne. „Leerstände, Abwanderung, Verlust von Wertschöpfung“, zählt Franz Fartek, Obmann der Landentwicklung Steiermark, die Probleme auf. Der 2022 neu eingeführte Ortskernkoordinator (Stefan Spindler) „und auch Förderprojekte“ sollen gegensteuern, so Fartek.
Wettbewerb richtet sich an alle Gemeinden
Ein solches Projekt ist nun ein Wettbewerb, der sich an alle steirischen Gemeinden richtet: „Lebendige Orte – lebendige Gemeinde“. Ab sofort können sich Gemeinden unter einem Link (www.landentwicklung-steiermark.at/3-gemeinden) niederschwellig anmelden. Bis 31. Dezember läuft die Anmeldung. Im Jänner werden dann drei Siegergemeinden von einer Fachjury ausgewählt. Sie werden drei Monate lang von der „Landentwicklung Steiermark“ begleitet. „Wir analysieren bestehende Konzepte, entwickeln einen klaren Maßnahmenplan und geben konkrete Förderempfehlungen“, sagt Sandra Höbel, Geschäftsführerin der Landentwicklung. Die drei Gemeinden, die ausgewählt werden, erhalten diesen Prozess im Wert von 6300 Euro kostenlos. Gefördert wird das Projekt vom Lebensressort unter Landesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP). Im Fokus stehen ein attraktives Wohnumfeld und die Nachnutzung von Leerstand.
„Es sind Fehler passiert“
Mit dem neuen Raumordnungsgesetz ist mitunter der Flächenfraß durch Neubau erschwert worden, auf Leerstände und Zweitwohnsitze wurden Abgaben eingeführt. „Das Ziel muss sein, leer stehende Objekte wieder zu nutzen und beleben“, meint die neue Agrarlandesrätin Schmiedtbauer. „Ja, es sind Fehler in der Vergangenheit passiert “, sagt Fartek am Montag bei der Wettbewerbspräsentation bezogen auf die Verbauung der letzten Jahre. Die neuen Regeln der Bau- und Raumordnung wären letztes Jahr „ein guter Anfang“ gewesen. Einen Ort lebendiger zu machen heißt für Fartek auch, „weniger Bodenverbrauch und mehr Klimaschutz“.
Der Wettbewerb soll eine Initialzündung sein. Ortskerne wiederzubeleben müsse natürlich flächendeckend Thema sein, so Schmidtbauer, und „ressortübergreifend gedacht werden“.
Best Practice und Förderdschungel
Vergangene Woche war dazu eine Delegation aus der Steiermark (mit den Regionalentwicklungs-Landesrätinnen Eibinger-Miedl und Lackner) in Vorarlberg und der Schweiz unterwegs, um sich Best-Practice-Beispiele in der Bodenseeregion anzuschauen. „Ich bin nicht so weit, dass ich irgendeine steirische Gemeinde aufgebe. Das Ziel muss sein, wieder mehr junge Familien in die Gemeinden zu bekommen und das Ganze positiv zu bezeichnen, statt Abwanderungsstopp zu sagen“, sagte Barbara Eibinger-Miedl auf der Reise. Bei Stefan Spindler, dem neuen Ortskernkoordinator, haben sich bislang übrigens 100 Gemeinden gemeldet, teilweise wird schon an Projekten gearbeitet.
Auch die Landentwicklung Steiermark arbeitet derzeit aktiv mit 41 Gemeinden in größeren und kleineren Projekten – und führt täglich Förderberatungsgespräche durch. Höbel: „Es gibt eine breite Förderlandschaft, wir wollen den Gemeinden helfen, weil das den Bürgermeistern und Verwaltungen viel administrative Arbeit kostet.“ Der Großteil der Menschen lebe in der Steiermark am Land, so Schmiedtbauer: „Der ländliche Raum braucht Zukunft.“