Sie rast auf dem Schlitten mit dem Kopf voraus mit bis zu 145 km/h durch den Eiskanal. „Mir taugt es, wenn ich mit diesem Speed nur knapp vom Eis weg entfernt durch die Kurven hinunterdüse. Ich bin mit dem Schlitten eins, alles verschmilzt“, schwärmt Janine Flock, Skeleton-Vizeweltmeisterin 2016 und Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen Saison. Überwindung? Fehlanzeige, denn die Tirolerin lag bereits als kleines Kind beim Rodeln immer auf dem Bauch.
Leichtes Bauchweh verspürt die 32-Jährige allerdings vor dem anstehenden Weltcupauftakt in Innsbruck-Igls. Flock hat erneut mit ihren Rückenproblemen, die in der Vorwoche wieder akut geworden sind, zu kämpfen. „Ich weiß, wie es um meine Bandscheiben bestellt ist. Es war ein großes Glück, dass kein Nerv eingeklemmt war. Ich profitiere von meinem medizinischen Umfeld, bin nach Infiltrieren, Chiropraktik, Physiotherapie und ganz viel Mobilisierung wieder zurück im kontrollierten Krafttraining“, verrät die Wintersportlerin, die das Okay von den Ärzten erhielt, dass einem Start nichts im Wege steht. Nichtsdestotrotz muss die Paradeathletin auf ein paar wesentliche Dinge achten, wie beispielsweise auf die Körperstatik.
„Wichtig ist, dass ich sie genau einrichte, damit ich die Stabilität habe und zentriert bin. Bei dynamischeren Bewegungen habe ich noch Probleme“, erklärt die dreifache Europameisterin, die aufrichtig zugibt, dass sie in den letzten Wochen nicht mal ihre Socken anziehen konnte. Sie beißt die Zähne zusammen und das muss sie auch, denn aufgrund der relativ warmen Temperaturen „ist die Bahn holprig, die Luftfeuchtigkeit hoch, deshalb gab es Verschiebungen im Training. Es sind keine einfachen Bedingungen für einen Weltcupauftakt“, sagt Flock, die beim Trainingslager in China noch Probleme mit dem Setup hatte. „Da bin ich gerutscht, hier habe ich meine Linie wieder gefunden.“
Kufen polieren ist keine reine Männersache
Die heimische Frauenpower komplettiert am Wochenende Bobpilotin Katrin Beierl, die sowohl im Monobob als auch mit Anschieberin Jennifer Onasanya im Zweier das Eis zum Glühen bringen will. Nach einer Knieoperation im April sowie einer einwandfreien Vorbereitung im Sommer ist das weibliche Duo für die Olympiasaison gewappnet. „Jennifer ist heuer nach Österreich gezogen, was das Training um einiges leichter gemacht hat. Vor allem, da sie in Holland noch einen 40-Stunden-Job hatte. Heuer lief es bislang gut und intensiv“, schildert die 28-Jährige, die nach ihrem Gesamtweltcupsieg im Zweier vergangene Saison an ihre starke Form anknüpfen will. „Wir verbringen auch immer einige Zeit in der Werkstatt, weil man natürlich nichts dem Zufall überlassen möchte“, macht die zweifache EM-Bronzemedaillengewinnerin kein Geheimnis daraus, dass Kufen polieren keine reine Männersache ist.
Die Niederösterreicherin weiß um die Erwartungshaltung, ist sich aber dementsprechend bewusst, dass „der erste Bewerb eine Standortbestimmung ist, da man nicht weiß, wie die Konkurrenz gearbeitet hat“, sagt Beierl, die quasi durch Zufall die Leidenschaft zum Bobsport entdeckte. „Mit fünf habe ich mit der Leichtathletik begonnen und bin mit 19 nach Innsbruck. Ich war es gewohnt, immer einen Trainer zu haben, nur war das hier nicht der Fall und so wurde mir etwas vorwurfsvoll gesagt, ‘wenn es dir bei uns nicht taugt, geh doch zu den Bobfahrern’, und so hat sich alles entwickelt“, hat Beierl letztlich das große Los gezogen und bringt eine Tatsache auf den Punkt: „Olympia in Peking ist das Highlight schlechthin.“