"In so einer kraftvollen Sportart wie Bob sind dem ein oder anderen spirituelle Maßnahmen etwas befremdlich. Wir haben aber bereits im Sommer 2020 mit Hypnosen begonnen. Ich war sozusagen das Versuchskaninchen, sodass die Teamkollegen zusehen konnten, dass keine Zauberei im Spiel ist. Die Resonanz war irrsinnig positiv", erzählt Bobpilot Benjamin Maier, der gemeinsam mit seinem Team (Markus Sammer, Danut Moldovan Kristian Huber und Sascha Stepan) das Projekt Olympia 2022 vor zwei Jahren in Angriff nahm.
„Uns war klar, ganz oder gar nicht. Dementsprechend haben wir die Basis auf allen Ebenen, physisch, mental und emotional, geschaffen. Unser langjähriger Freund und Lebens- und Sozialberater Walter Hable hat all sein Wissen in ein Trainingsprogramm gebündelt, mit dem wir auf persönlicher als auch auf sportlicher Ebene arbeiten. Und mit Trainer Franz Esterhammer haben wir unser Team komplettiert“, verdeutlicht der Tiroler, der sich schnell im Klaren war, dass für eine olympische Medaille die Entwicklung des gesamten Teams eine wesentliche Rolle spielt.
"So hart und gut haben wir noch nie trainiert"
„Ich bin seit zwölf Jahren im Bobsport, doch so einen Zusammenhalt habe ich noch nie erlebt. Vielleicht kann das der kleine, aber feine Unterschied heuer werden, da sich jeder für jeden aufopfert“, erklärt der Vize-Weltmeister im Vierer, der kein Geheimnis daraus macht, dass er und seine Männer im athletischen Bereich bis an ihre Grenzen gegangen sind. „So hart und gut haben wir noch nie trainiert“, offenbart der 27-Jährige, der sich Anfang Oktober in Peking einen Eindruck von der Bahn machen konnte. Von Beginn an war klar, dass die Mannschaft diese Zeit rein für Testzwecke nützt.
„Wir haben alles ausprobiert, um ein Repertoire zu haben, dass wir breit aufgestellt sind. Im zweiten Lauf bin ich gleich gestürzt, doch genau aus solchen Momenten lernt man“, sagt der Wintersportler, der sich mit den strikten Regeln in China in kürzester Zeit arrangiert hat, „denn wir Bobsportler passen uns sehr rasch an. Manche Sachen scheinen zwar übertrieben, doch als Sportler lernst du schnell den Fokus auf Dinge zu legen, die du kontrollieren kannst“. So gehören Coronatests zum täglichen Brot „und es reißt niemanden mehr aus seiner Routine. Es ist Teil des Sports“.
"Wir sind heuer schon größere Konkurrenz"
Auch diese Saison greift ihnen der schärfste Konkurrent, Francesco Friedrich, Doppel-Olympiasieger und13-facher Weltmeister, wieder unter die Arme. „Wir sind stolz, dass der erfolgreichste Bobfahrer mit uns eine Kooperation hat. Wir sind inzwischen sehr gut befreundet, tauschen uns gegenseitig aus. Aber natürlich werden von keiner Seite aus Betriebsgeheimnisse weitergegeben. Wir merken aber, dass wir heuer schon größere Konkurrenz sind.“
Der Bob an sich ist ein absoluter Hingucker und noch dazu kann sich der Tiroler mit diesem speziellen Supporter identifizieren. „Das ist eine Marke einer Nuss-Nougatcreme, die wir als Sponsor haben. Und die Oma des Firmenchefs peppt unseren Bob etwas auf“, verrät Maier, der mit dem Weltcupauftakt am Samstag in Innsbruck-Igls noch eine Rechnung offen hat, „da wir voriges Jahr im Zweier gepatzt haben. Heuer gibt’s volle Attacke. Im Vierer spekulieren wir mit dem Podium“.