"Ich muss gestehen, dass ich es mir lang offengelassen habe, ob ich bei der WM starte, da ich nicht gewusst habe, ob ich nach so einer schweren Zeit genügend Energie aufbringen kann“, gesteht Janine Flock, die einen Tag vor ihrem zweiten Gesamtweltcupsieg ihren geliebten Opa verloren hat. „Es war und ist noch immer nicht leicht, weil ich daheim so wenig Zeit hatte. Man hat zwar gemerkt, dass er innerlich nicht mehr so geblüht hat, doch am Tag zuvor ging er noch Schnee schaufeln und er hatte Pläne. Er ist friedlich eingeschlafen. Die gesamte Familie hat sich in Ruhe von ihm verabschieden können und wir haben ihn segnen lassen. Wir waren sehr dankbar in Zeiten der Corona-Pandemie. Doch jetzt muss ich funktionieren.

Für die 31-Jährige gibt es keinen Rückzieher mehr. Ab Donnerstag stehen die ersten zwei von vier WM-Läufen in Altenberg auf dem Programm. „Diese Bahn verlangt einem viel ab. Deshalb muss man den perfekten Mix aus einem starken und zugleich feinen Lenkeinsatz finden, damit man nicht ins Rutschen kommt“, sagt Flock, die noch etwas zu kämpfen hat. „Ich muss die Balance am Schlitten checken, habe noch wenig Grip und weniger Läufe als die Konkurrenz, die hier länger trainieren konnte. Heute will ich zwei gute Trainingsläufe runterbringen, die mir Selbstvertrauen geben.“

"Wir gehen den Weg nur gemeinsam"

Der Mann, der mit der dreifachen WM-Medaillengewinnerin seit acht Jahren durch dick und dünn geht, ist Freund und Ex-Skeleton-Ass Matthias Guggenberger. Der 36-Jährige coacht das lettische Nationalteam sowie seine Liebste. „Er war nach seiner Karriere sehr gefragt. So hatte man es in der Hand zu sagen, ich mache den Job, aber Janine ist auch mein Schützling. Wir gehen den Weg nur gemeinsam“, schildert die Wintersportlerin. Da das Duo bei der WM in verschiedenen Hotels untergebracht ist, muss Flock in die Werkstatt zu ihrem Freund pendeln, der akkurat ihre Kufen präpariert.

Privatsphäre spielt während der Saison keine Rolle, wie Flock verrät: „Es ist eine Herausforderung. Matthias steht permanent unter Strom, da die lettischen Athleten, die zu den besten der Welt gehören, viel fordern. Emotional muss ich mich abriegeln und darf gewisses Feedback nicht zu persönlich nehmen.