Stefan Kraft drehte den Spieß vom Samstag um und gewann vor Halvor Egner Granerud. Der Norweger triumphierte aber in der Raw-Air-Serie und steht außerdem vorzeitig als Gesamtweltcupsieger fest. Seine zweite große Kristallkugel nach 2020/21 war ihm schon vor dem Bewerb sicher, da sein Rivale Dawid Kubacki nicht antrat.
Michael Hayböck verpasste als Vierter nur 1,2 Punkte hinter dem Slowenen Anze Lanisek einen weiteren ÖSV-Podestplatz. Auch Daniel Tschofenig (9.) und Jan Hörl (10.) kamen noch in die Top Ten. Kraft jubelte hingegen über seinen zweiten Sieg nach der WM ohne Einzelmedaille. Außerdem hat er in der Raw Air noch drei zweite Plätze erreicht, einziger Ausreißer war ein windpech-bedingter achter Rang.
Sieg trotz Blessuren
Im Gesamtklassement der Norwegen-Serie, das auch die Qualifikationen enthält, fehlten Titelverteidiger Kraft am Ende 18,2 Zähler auf Granerud. Lanisek lag als Dritter bereits über 100 hinter dem Salzburger, der sich 24 Stunden nach seinem 249-m-Flug im Probedurchgang mit hartem Aufprall auf den Kopf trotz einiger Blessuren noch seinen insgesamt 29. Weltcuperfolg holte.
"Die ganze Raw Air war ein großer Kampf mit Halvor, ich habe bei den Fliegen Druck gemacht. Ich bin sehr happy über den Sieg, der wirklich etwas Besonderes ist", betonte der erstmals auf seiner Weltrekordschanze erfolgreiche Pongauer. Nach dem ersten Durchgang war er mit klarer Höchstweite von 246,5 Metern, aber einem Griff in den Schnee und deshalb schlechten Haltungsnoten neun Punkte hinter Granerud (234) gelegen. Im Finale flog er bei kniffligen Bedingungen mit 235,5 aber deutlich weiter als der Norweger mit 219, womit er den Saisondominator (12 Siege) noch um 7,6 Zähler auf Platz zwei verwies.
Im Weltcup stark
Der erste Raw-Air-Sieg eines Norwegers geriet aufgrund des großen Vorsprunges von Granerud aber nicht mehr in Gefahr. Der 26-Jährige war heuer auch schon bei der Vierschanzen-Tournee unschlagbar gewesen, bei der WM aber wie Kraft leer ausgegangen. Im Weltcup zeigte Granerud hingegen kaum Schwächen. Bis 2. April stehen in Lahti und Planica noch drei Bewerbe auf dem Programm, womit er den Saisonrekord von 15 Siegen des Slowenen Peter Prevc aus dem Winter 2015/16 theoretisch noch einstellen kann.
Kraft hat da aber etwas dagegen. Bis kommendes Wochenende werde er seine am Samstag erlittenen Muskelblessuren auskurieren und dann wieder voll angreifen, versprach der 29-Jährige. Im Gesamtweltcup liegt er nur noch 42 Punkte hinter Kubacki, der aus nicht näher genannten persönlichen Gründen am Sonntag nicht an den Start gegangen war.