Ema Klinec hat sich am Sonntag beim ersten Frauen-Skifliegen überhaupt, das übrigens (noch) nicht zum Weltcup zählte, als Überfliegerin etabliert. Die Slowenin markierte in Vikersund im ersten Durchgang mit 226 Metern einen neuen Weltrekord für die Frauen und zeigte mit 223,5 im zweiten Heat auch Konstanz. Klinec gewann damit auch die Gesamtwertung der zehn Tage dauernden Raw-Air-Tour in Norwegen.
Mit klarem Rückstand am Sonntag auf den Plätzen landeten Silje Opseth (NOR) und Yuki Ito (JPN). Für die beiden Österreicherinnen gab es wie nach den Trainings zu erwarten ganz vorne nichts mitzureden, doch das spielte an diesem für den Frauen-Skisprung geschichtsträchtigem Wochenende keine große Rolle. Eva Pinkelnig belegte im 15 Athletinnen umfassenden Feld Rang neun mit 168 und 191 m, der letzte Sprung war auch ihr bester überhaupt. Chiara Kreuzer wurde mit 159 und 149 Metern Elfte.
Pinkelnig blickte durchaus auch mit Genugtuung auf den Bewerb zurück. "Ich bin diejenige, der man es am allerwenigsten zugetraut hat. Da stehen Aussagen im Raum vom (vergangenen) Mai, dass man mir die Angst in den Augen ansieht auf der Großschanze. Jetzt bin ich die aus unserer Mannschaft, die da am weitesten gehupft ist. Man sieht, was möglich ist, mit Glaube und Vertrauen und auf die Menschen hört, die das Potenzial in einem sehen", rechnete Pinkelnig im ORF-Interview ein wenig auch mit diversen Unkenrufern ab.
"Unglaublich, was unser Hirn uns da einspielt"
Der Wettkampf sei für sie gar nicht so einfach gewesen, weil sie zweimal nach je einer Minute wieder vom Balken musste. "Unglaublich, was unser Hirn uns da einspielt. Vor dem zweiten Durchgang hat es mir nicht die schönen Flüge eingespielt, von einem Stefan Kraft zum Beispiel, sondern diverse Stürze. Dass ich dann noch so einen raushaue, ist echt cool", freute sich die Vorarlbergerin, die sich ja auch erstmals den Gesamtweltcup gesichert hat.
Auch Kreuzer blickte mit Freude auf den Bewerb zurück. "Es war extrem cool, wir haben alle zusammengehalten. Ich habe extrem viel Spaß gehabt. Es war im Vordergrund, dass wir es überhaupt so weit geschafft haben und die Möglichkeit jetzt gekriegt haben. Jede Einzelne von uns ist sicher gehupft", meinte Kreuzer. Das sei auch das Ziel gewesen. "Es sind gestern doch ein paar mit einem mulmigen Gefühl in den ersten Tag reingegangen."
Kreuzer hat ein bisschen das Fluggefühl mitbekommen. "Jetzt verstehe ich, warum die Männer so schwärmen davon. Da möchte man am liebsten gleich nochmal da rauf." Sie hofft, dass man nun nicht mehr so lange darauf warten muss und in der kommenden Saison zumindest ein Bewerb auch für den Weltcup gewertet wird. "Wir 15 haben gezeigt, dass wir es können. So eine Streuung ist bei den Männern genauso drinnen. Wir sind bereit, dass man das auch bei uns in den Weltcupkalender reinnimmt."
Diesbezüglich tritt Mario Stecher, der Sportliche Leiter im ÖSV für Skispringen und Nordische Kombination, ein bisschen auf die Euphoriebremse. "Man hat sehr schöne Flüge gesehen. Aber man hat auch gesehen, dass die Dichte noch extrem weit auseinanderklafft und das gilt es natürlich, für die Zukunft zu verbessern." Für Stecher war es ein wegweisendes Wochenende. Skifliegen funktioniere auch für Frauen, doch die Dichte müsse besser werden. Vor den Frauen könne man nur den Hut ziehen, aber: "So ehrlich muss man auch sein, es ist keine ungefährliche Sportart. Wir müssen es sehr behutsam angehen."
Für die Springerinnen geht es nun zum Weltcupfinale am kommenden Freitag noch nach Lahti.