Am Sonntag wird in Norwegen wieder Sportgeschichte geschrieben. Nachdem die Langläuferinnen auf dem Holmenkollen in Oslo erstmals ein Rennen über 50 Kilometer gelaufen sind, sind jetzt die Skispringerinnen an der Reihe. Im Rahmen der Raw Air findet in Vikersund – also auf jener Schanze, auf der Stefan Kraft 2017 253,5 Meter und Weltrekord geflogen ist – das erste Skifliegen der Frauen statt. Trainiert wird heute, nachdem das erste Training am Freitag wetterbedingt abgesagt werden musste. „Es ist halt alles ein bisserl größer“, sagt Daniela Iraschko-Stolz. Die 39-Jährige muss es wissen: 2003 ist sie auf dem Kulm als erste Frau 200 Meter geflogen – ohne offizielle Weitenmessung allerdings.
Und sie war auch nicht die erste fliegende Österreicherin: Die Tirolerin Eva Ganster ist 1997 über den Bakken am Kulm gegangen.
„Wenn die Vorbereitung gut ist, dann steht einem Flugspektakel nichts im Wege“, sagt Iraschko-Stolz. Und an ihren Flug vor 20 Jahren kann sie sich noch genau erinnern. „Sehr intensiv, sehr cool. Daran werde ich mich ewig erinnern.“ Stefan Krafts Vergleich mit einer Achterbahnfahrt kann Iraschko-Stolz viel abgewinnen. „Man überlegt schon, beim ersten Mal. Zögern darf man nicht, sonst wird es gefährlich“, gibt sie den 15 besten Skispringerinnen der Welt mit auf die Reise.
Nur die Besten der Welt sind am Start
Dass beim Wettkampf in Vikersund nur die besten 15 der laufenden Raw Air fliegen dürfen, findet die Steirerin gut. „Es ist vernünftig, das nicht offen auszuschreiben“, sagt sie. Zumal durch gute Leistungen und einen reibungslosen Ablauf auch entschieden wird, „ob wir das dann öfter dürfen oder nicht“. Und Vikersund wäre auch die perfekte Schanze, für das erste Frauen-Skifliegen – der Luftstand wäre nicht extrem hoch. „Es wird sehr auf den Aufsprung ankommen.“ Aus Österreich sind Gesamtweltcupsiegerin Eva Pinkelnig und Chiara Kreuzer in Vikersund am Start. Julia Mühlbacher wäre qualifiziert, verzichtet aber.
Sicherheitsbedenken gibt es beim Skispringen und Skifliegen immer. „Männer- und Frauenkörper sind nicht auf Hochgeschwindigkeitsstürze ausgelegt. Es wird immer wieder etwas passieren“, sagt Iraschko-Stolz.
Iraschko-Stolz hat noch große Lust zu fliegen
Aber: „Wir wissen, dass unser Sport gefährlich ist. Wäre er das nicht, wäre es kein Risikosport.“ Und trotz aller Gefahr hat die Steirerin große Lust, selbst auch noch einmal zu fliegen. „Mit Vikersund habe ich immer geliebäugelt“, sagt sie. „Ich bin echt gespannt, wie sich die Mädels schlagen.“ Die Hoffnung auf 15 Flüge über 200 Meter ist groß. „Ich wäre das dann auch niemandem neidig“, sagt sie.
Ihr Flug auf 200 Meter, 2003 am Kulm, wäre zehn Meter über die Hillsize gegangen, weniger als 200 Meter in Vikersund käme einem Satz auf den Vorbau gleich. „Wenn es nicht über 200 Meter geht, wäre es ein sehr schlechtes Zeichen für das Frauen-Skispringen.“