Chiara Kreuzer hat am Samstag doch überraschend beim Auftakt-Springen der Raw-Air-Serie in Oslo triumphiert. Die 25-jährige Salzburgerin behielt in der Entscheidung die Nerven und schaffte noch den Sprung von Rang fünf auf eins. Mit Sprüngen auf 125,5 und 126,5 m und 260,1 Punkten behielt sie noch recht souverän vor der Slowenin Ema Klinec (254,6) und der Norwegerin Anna Odine Ström (253,1) die Oberhand. Für Kreuzer war es der zweite Saisonerfolg und der insgesamt achte.
Die Gesamt-Weltcup-Führende Eva Pinkelnig musste im zweiten Durchgang den Rückfall von Platz sieben auf elf (231,3) hinnehmen. Da die 26-jährige Deutsche Katharina Althaus nach ihrer Halbzeitführung nur Fünfte wurde, musste Pinkelnig im Kampf um die "große" Kugel allerdings nur wenige Zähler einbüßen, sie hat mit einem Plus von 259 Punkten vier Bewerbe vor Schluss weiter klar die Nase vorne und alle Trümpfe in der eigenen Hand.
Kreuzer holte sich nach dem Erfolg auf der Normalschanze in Hinzenbach am 11. Februar ihren zweiten Saisonsieg. Der kam für sie völlig unerwartet. "Mir fehlen schon etwas die Worte, ich habe überhaupt nicht damit gerechnet", sagte die Tagessiegerin. Ihr Fokus sei darauf gelegen, lässige Sprünge zu zeigen. "Und es waren dann echt coole Sprünge, vor allem der zweite", so Kreuzer. An ihrer Bestmarke bisschen sich die vier bestplatzierten Athletinnen des ersten Durchganges die Zähne aus. "Ich habe erst nach und nach gecheckt, dass es für das Stockerl reicht und dann auch noch für den Sieg. Das ist einfach nur cool und extrem schön."
Ihr Cheftrainer Harald Rodlauer sprach von einem "emotionalen" Sieg. "Wir haben heute besprochen, dass wir es wie in Hinzenbach machen, die besseren Sprünge im Wettkampf. Sie hat gehört, was ich gesagt habe. Es freut mich sehr, dass sie so einen großartigen Sieg gelandet hat", so der 56-Jährige. Am Holmenkollen zu gewinnen, sei etwas Einzigartiges, noch dazu mit so tollen Sprüngen.
Als Belohnung gab es einen Siegerscheck in Höhe von 4.000 Euro. Und die Gewissheit, dass sie auch im Kampf um den Raw-Air-Gesamtsieg ein Wörtchen mitreden kann. Nur Klinec liegt da nach ihrem Quali-Sieg am Freitag mit 383,6 Punkten vor dem ÖSV-Ass (375,1), das am Freitag Zehnte geworden war. Am Sonntag (14.15 Uhr) steht bereits das nächste Springen vor Ort auf dem Programm. "Die Schanze taugt mir, ich hoffe wieder auf gute Sprünge. Wenn es so weitergeht, nehme ich das gerne", blickte Kreuzer optimistisch voraus.
Pinkelnig liegt im Raw-Air-Klassement nach Quali-Rang vier auf Platz sieben, viel wichtiger ist aber der Blick auf den Gesamt-Weltcup. "Eva ist nicht fit angereist, einen Tag später, es ist nicht viel passiert, Big Points waren nicht da. Sie hat es trotzdem sehr gut gemacht", meinte Rodlauer.
Julia Mühlbacher (17./210,5), Jacqueline Seifriedsberger (22./198,7), Sara Marita Kramer (24./195,8) und Hannah Wiegele (25./195,6) verpassten den Sprung unter die Top 15. Die Raw-Air-Serie ist das skandinavische Gegenstück zur Vierschanzentournee, neun Tage in Folge sind Qualifikationen und Bewerbe zu absolvieren. Die in der Quali erzielten Punkte werden dabei mitgezählt.
In Oslo hatten zuvor auch schon am Samstag Stefan Kraft als Zweiter sowie der Nordische Kombinierer Johannes Lamparter als Dritter ÖSV-Stockerlplätze geholt. "Das war sensationell von allen zusammen, man sieht, dass Erfolg und nicht so Glück haben, eng zusammen liegt", resümierte Mario Stecher, der Sportliche Leiter im ÖSV.