Einmal Silber und zweimal Blech – Freudentaumel und Frust lagen im Springerlager des ÖSV an diesem WM-Wochenende nah beieinander. Nach dem Männer-Bewerb von der Normalschanze gab es viele Diskussionen. Man erweist dem Skisprungsport allerdings einen Bärendienst, wenn von "Windlotterie" und "einem unfairen Bewerb" gesprochen wird. Ja, die Bedingungen waren schwierig und wechselhaft, aber genau aus diesem Grund gibt es die Windkompensation und zwei Durchgänge. Natürlich ist Platz vier bitter, doch Stefan Kraft hatte im ersten Durchgang beste Bedingungen und konnte sich auch deshalb an die Halbzeitspitze setzen. Der zweite Sprung war gut, aber doch um eine Nuance zu aggressiv.

Dem neuen und alten Weltmeister Piotr Zyla tut man zudem absolut unrecht. Der Pole hatte beim ersten Versuch sehr schlechten Wind und im Finale dann Glück. Dazu kam ein Sprung, den er – frei nach Stefan Horngacher – "hinunter betonierte, wie von einem anderen Stern". Dieser eine, außergewöhnliche Sprung war bei diesem äußerst knappen Bewerb ausschlaggebend. Zyla mögen viele Experten nicht auf der Rechnung gehabt haben, für mich zählte er aber zu den Favoriten. Er fühlt sich im neuen Umfeld rund um Trainer Thomas Thurnbichler so wohl wie nie. Sein Sprung hat eine gewaltige Wirkkraft vom Tisch weg, dazu kommt eine beispiellose Entschlossenheit in der Luft.

Die Enttäuschung beim ÖSV war verständlich, doch einem jungen Athleten wie Daniel Tschofenig steht es nicht zu, vor laufender Kamera der FIS zu erklären, "dass sie sich gefälligst was einfallen lassen muss". Das erinnerte mich stark an den jungen Gregor Schlierenzauer. Tschofenig musste ohne Zweifel Lehrgeld bezahlen, langes Warten ist sehr unangenehm, kann aber jeden Springer jederzeit treffen. Damit muss man umgehen lernen.