Der Norweger Halvor Egner Granerud hat am Freitag in souveräner Manier die 71. Vierschanzentournee der Skispringer gewonnen. Der 26-Jährige gewann das Tournee-Finale in Bischofshofen, nachdem er auch in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen triumphiert hatte. Am Mittwoch in Innsbruck war Granerud Zweiter geworden. Der Oberösterreicher Michael Hayböck (-15,8 Punkte) wurde hinter dem Slowenen Anze Lanisek (-7,9) und dem Polen Dawid Kubacki (-9,7) Vierter.
Damit blieben die Österreicher diesmal bei dieser Traditionsveranstaltung ohne Podestplatz. Stefan Kraft war in Oberstdorf und Innsbruck als Fünfter bzw. Vierter zweimal bester ÖSV-Athlet gewesen, im Garmischer Neujahrsspringen war das Manuel Fettner als Vierter. Nun kam ein weiterer vierter Platz für die ÖSV-Adler dazu. Diese Position hatte Kraft nach dem ersten Sprung auf der Paul-Außerleitner-Schanze eingenommen, der Weltmeister fiel aber im zweiten Durchgang auf Platz 14 zurück. Mit Jan Hörl als Fünftem und Manuel Fettner als Achtem kamen zwei weitere Österreicher in die Top Ten.
Hayböck war in erster Linie mit seiner Tagesleistung glücklich: "Es freut mich sehr. Es war einer meiner besten Wettkämpfe seit langem. Es hat so viel Spaß gemacht bei dem Publikum. Mir taugt es, wie die Sachen bei mir wieder laufen. Aber nicht nur für mich, sondern auch für die Mannschaft wieder ein vierter Platz." Da hakte Fettner ein: "Wir wären alle gerne lieber um die fünf, sechs Plätze weiter vorne. Aber es nutzt nichts, drei andere geben den Ton an. Aber danach sind wir mit geballter Kraft." Hörl bilanzierte positiv: "Ich bin mega-happy mit dem fünften Platz."
Granerud: "Ich habe von diesem Tag so lange geträumt"
In der Tournee-Gesamtwertung kamen gleich fünf Österreicher in die Top Ten, und zwar in der Reihenfolge Kraft, Hayböck, dem Tages-18. Daniel Tschofenig, Hörl und Fettner auf den Plätzen sechs bis zehn. Granerud gewann deutlich vor Kubacki, Lanisek sowie mit Piotr Zyla und Kamil Stoch zwei weiteren Polen. Granerud jubelte über den ersten norwegischen Tourneesieg seit Anders Jacobsen 2006/07: "Wahnsinn, ich habe von diesem Tag so lange geträumt. Es war eine lange Zeit für uns alle. Es bedeutet für das gesamte Team sehr viel. Es ist fantastisch", sagte er im ORF.
Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte es zuletzt der Tiroler Alexander Stöckl als Chefcoach der Norsker versucht. "Wir haben mit diesem Team die letzten elf Jahre hart gearbeitet. Da haben sich alle verdient, dass wir in Bischofshofen den Adler in der Hand halten dürfen", hatte Stöckl schon vor dem Tournee-Abschluss gesagt.
14.000 Fans waren am Dreikönigstag bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt zur Paul-Außerleitner-Schanze gepilgert. Für Kraft war es der 250. Weltcup-Start, 2012 hatte der Salzburger auf seiner Heim-Schanze im Pongau sein Weltcup-Debüt gegeben, 2013 stand er da als Dritter auch zum ersten Mal auf dem Podest. Ein Dacapo zum Jubiläum blieb aus: "Es sind wieder einmal alle Pferde durchgegangen mit mir. Es war ein bisschen viel Attacke dabei. Aber das gehört ein bisschen zu mir dazu. Aber ob ich jetzt Fünfter oder 14. werde, war mir auch wurscht."
Weltcup-Spitzenreiter Kubacki war vor dem vierten Tournee-Bewerb erster Granerud-Jäger, der Champion von 2019/20 hatte schon im ersten Durchgang als Dritter hinter Lanisek 4,9 Punkte auf seinen Konkurrenten verloren und blieb so ohne eine echte Chance auf seinen insgesamt zweiten "Goldenen Adler". Der Pole hatte dennoch Grund zur Freude, wurde er doch am Freitag Vater einer Tochter. Sein erstes Kind war vor zwei Jahren ebenfalls während der Tournee-Zeit zur Welt gekommen.