Mit 23,3 Punkten Vorsprung geht Halvor Egner Granerud heute in das Finale der Vierschanzentournee in Bischofshofen. Und alles andere als der erste Tournee-Gesamtsieg für einen Norweger seit Anders Jacobsen 2006/2007 wäre eine Überraschung.
Auch, weil der Führende der Gesamtwertung auch in Bischofshofen eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, dass ihm die Schanze liegt. Der 26-Jährige setzte sich – wie könnte es anders sein – vor Dawid Kubacki und Anze Lanisek durch. Der Beste der zweiten Garde war dann Kamil Stoch, unmittelbar vor Michael Hayböck und Stefan Kraft. Bei miserablem Wetter. „Da schicke ich nicht einmal meinen Hund hinaus, wenn ich einen hätte“, sagt Kraft. Elf (von dreizehn) Österreichern haben sich für den heutigen Wettbewerb qualifiziert.
Was heute ebenfalls für Granerud spricht: Dass sich in Bischofshofen der Gesamtsieger noch einmal verändert, ist äußert außergewöhnlich. Seit Österreichs Skisprung-Teamchef Andreas Widhölzl in der Saison 1999/2000 die Gesamtwertung der Vierschanzentournee gewonnen hat, ist nämlich nur ein einziges Mal der Führende vor dem Tournee-Finale nicht der Gesamtsieger gewesen. 2016/2017 reiste Daniel-André Tande als Gesamtführender nach Bischofshofen und musste doch noch Kamil Stoch den Vortritt lassen.
Wie heuer hieß das Duell auch damals Norwegen gegen Polen. Tande gegen Stoch, damals. Granerud gegen Kubacki, heute. Mit 1,7 Punkten Vorsprung war Tande nach Bischofshofen gereist - am Ende lag der Norweger 56 Punkte zurück. Freilich ist nicht alles mit rechten Dingen zugegangen: Bei Tandes zweitem Sprung sprang der Bindungszapfen heraus - Tande konnte einen Sturz verhindern, eine Landung auf 117 Metern - 20 Meter kürzer als die Konkurrenz - aber nicht.
Der größte Vorsprung in der Geschichte der Vierschanzentournee wird es am Ende wohl nicht werden: Den hält der Pole Adam Malysz, der sich 2000/2001 mit 104,4 Punkten durchsetzte. Und damit wesentlich deutlicher als die drei Grand-Slam-Sieger: Kamil Stoch führte die Vierschanzentournee 2017/2018 nach vier Einzelsiegen mit 69,9 Punkten an, Ryoyu Kobayashi war 2018/2019 um 62,2 Punkte vor dem Zweiten und Sven Hannawald brachte beim Grand-Slam-Debüt 2001/2002 einen Vorsprung von 56,6 Punkten ins Ziel. Kurios war es in der Saison 2005/2006: Janne Ahonen und Jakub Janda landeten nach vier Wettkämpfen beide bei 1081,5 Punkten und siegten ex aequo.