Alle sieben ÖSV-Adler haben sich am Samstag für das Neujahrsspringen der Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen qualifiziert. Den Quali-Sieg holte sich der polnische Weltcup-Spitzenreiter Dawid Kubacki, als bester Österreicher landete Manuel Fettner unmittelbar vor Oberstdorf-Dominator Halvor Egner Granerud auf Platz fünf. ÖSV-Hoffnungsträger Stefan Kraft freundete sich vor 9.000 Zuschauern wieder mit der Großen Olympiaschanze an und konnte als Elfter zufrieden sein.
Im vergangenen Jahr war Kraft noch in der Quali gescheitert. "Heute haben wir keine Angst gehabt, ich hab mich gleich sehr wohl gefühlt und eine gute Höhe gehabt. Wir sind wieder Freunde, die Schanze und ich", sagte der Salzburger, der als Fünfter von Oberstdorf noch voll im Tournee-Rennen ist. Anders als vergangenes Jahr wird Kraft wieder eine ruhigere Silvesternacht verbringen. "Das wird Gott sei Dank wieder ein gemütlicherer Abend für mich", meinte er und grinste. Den Ruhetag am Freitag nutzte der zuletzt angeschlagene Weltmeister mit Sauna, Massage und einem leichten Krafttraining, um wieder Energie zu tanken.
Manuel Fettner mit Trend nach oben
Im Aufwind befindet sich auch Fettner, der das Jahr mit einem guten Gefühl beendete. "Ich bin zufrieden mit dem Tag und freue mich aufs neue Jahr", sagte der Routinier. Beim Auftakt in Oberstdorf hatte der 37-Jährige noch mit der Anlaufspur zu kämpfen, auch am Samstag war sie das große Gesprächsthema bei der zweiten Tournee-Station. Die Qualifikation fand bei Temperaturen um 10 Grad Celsius statt, eine Herausforderung für Veranstalter und Springer. "Die Spur ist brutal unrund, es fühlt sich so an wie in Bormio, glaube ich", sagte Kraft und spielte auf die unruhige Eispiste bei den alpinen Kollegen an.
Auch für den Neujahrstag sind warme Temperaturen vorhergesagt, die Spur soll im Vorfeld noch einmal gefräst werden. "Man muss sich trotzdem trauen, eine richtige Kampfhocke herunterzufahren, einfach mutig bleiben", betonte Kraft. Jan Hörl, in der Qualifikation auf Platz 22, sprach gegenüber der APA von einer "Buckelpiste". Fettner fand dennoch Positives, die Spur sei im Gegensatz zum Tournee-Auftakt härter, deshalb funktioniere die Anfahrt bei ihm viel besser. "Gewisse Kleinigkeiten machen viel aus."
Daniel Tschofenig wieder stark
Der Tournee-Führende Granerud war mit seinem Quali-Auftritt unterdessen nicht zufrieden. Er habe etwas Probleme mit dem holprigen Anlauf gehabt, bekannte der Norweger. "Das war nicht ideal. Aber ich weiß, was ich zu tun habe." Daniel Tschofenig wurde Achter, Michael Hayböck komplettierte trotz schlechter Landung an der zwölften Stelle ein starkes ÖSV-Abschneiden. "Es war positiv und nicht ganz so einfach", bilanzierte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl. "Es ist noch Luft nach oben." Alle ÖSV-Adler überstanden den Cut der besten 50 und sind am Sonntag (14.00 Uhr/live ORF 1) in den K.o.-Duellen mit dabei. "Da können wir gut rüberrutschen und g'scheit angreifen", sagte Kraft.
Die Silversternacht werden die Skispringer im Teamquartier traditionell ruhig verbringen. "Irgendwann wird einmal der Zeitpunkt kommen, da werde ich auch am 1. Jänner als Zuschauer dabei sein und einen g'scheiten in der Batterie haben. Aber der Tag ist noch nicht da, ich werde nicht mit Kopfweh aufwachen", versicherte Fettner. Tschofenig wird ins neue Jahr "rüberschlafen", davor "ein gutes Essen" genießen und "vielleicht ein Bier trinken". Bei Kraft wird es ähnlich ablaufen: "Ich werde keine Tränensäcke haben, voll fröhlich und mit neuer Energie ins neue Jahr starten."