2018 landete Franz-Josef Rehrl in Ramsau auf dem Podest. Die Loipe war damals noch leichter zu belaufen, die Sprungform von Rehrl sensationell. "Da war ich in einer anderen Liga", erinnert sich der 29-Jährige. Ein 14. und ein 19. Platz im Jahr 2019, eine schwere Knieverletzung 2020 und ein krankheitsbedingtes Auslassen 2021 sind die Ergebnisse seither. Dementsprechend groß ist die Vorfreude beim Ramsauer, dass es für ihn wieder einmal zu Hause um Weltcuppunkte geht.
Das Problem: Noch fühlt sich Rehrl auf der Schanze - eigentlich sein Metier - nicht wohl. "Ich kann noch nicht zeigen, was ich im Sommer oder Herbst zeigen konnte", sagt er. Das Problem ist identifiziert, an der Lösung wird gearbeitet. Die Anfahrtsposition stimmt nicht. "Ich fahr runter wie auf rohen Eiern", beschreibt Rehrl. Wenn die Hocke stimmt, stimmt auch der Sprung. "Aber das sind momentan Zufallsprodukte." Das Problem: "Ich bräuchte vor dem Langlauf einen Vorsprung. Vorne weg, nicht hinten nach - sonst schaut es nicht gut aus."
Die Formsuche ist im ÖSV-Lager aber nicht nur Rehrls Problem. "Viele können ihr Potenzial noch nicht abrufen, das sieht man auf Loipe und Schanze", sagt Herren-Cheftrainer Christoph Eugen. In der Loipe hat etwa mit Martin Fritz der zweite Steirer seine Themen. "Die Laufperformance gibt mir Rätsel auf", sagt der Murauer, der im Sommer sein Material gewechselt hat. Ganz anders bei Johannes Lamparter: "Läuferisch bin ich zufrieden, auf der Schanze fehlen ein paar Meter." Der Tiroler geht nicht davon aus, dass sich das in Ramsau ändert: "Wenn man nicht in Form ist, ist das keine Schanze, wo es dann auf einmal geht", sagt er.
Wie die Form ist, fragt sich Lukas Greiderer, der vor zwei Jahren in Ramsau als Dritter aufzeigte. Eine Sprunggelenksverletzung aus dem Herbst führt zu Trainingsrückstand, grundsätzlich fühlt sich der Tiroler aber gut. "Am Samstag weiß ich mehr", lässt er das Wochenende auf sich zukommen.
Wie Mario Seidl die ganze Saison. "Ich bin es locker angegangen, dann passen meistens auch die Sprünge", sagt der Salzburger, der in Lillehammer das Podest hauchdünn verpasste. "Ich kann ohne guter Laufform vorne mitkämpfen. Das stimmt mich zuversichtlich", sagt er.
Ein Topergebnis hat auch Stefan Rettenegger bereits erreicht. "Überraschend ist das nicht, er ist immerhin Juniorenweltmeister", sagt Eugen. "Den Traumtag hab ich noch nicht gehabt. Aber der Winter ist noch lang", will Rettenegger noch mehr.
Noch besser als Seidl und Rettenegger ist Lisa Hirner in die Saison gestartet. Ein vierter und ein dritter Rang in Lillehammer stimmen zuversichtlich. "Der Wunsch von uns wäre es, dass sie es wieder packt", sagt Frauen-Trainer Bernhard Aicher. Noch fehlt Hirner das Weltcup-Podest zu Hause. "Gyda Westvold Hansen macht einen Topjob, dahinter um Platz zwei gehört Lisa dazu", sagt Aicher. Hirner will sich mit Rang zwei langfristig aber nicht zufriedengeben. "Gyda ist ein brutaler Wettkampfmensch. Wir haben im Training aber schon gesehen, dass sie auch scheitern kann. Wenn ich heuer einmal einen guten Wettkampfsprung zeige, geht was."