Wenn Sara Marita Kramer etwas gelernt hat in den vergangenen zwei Jahren, dann das: „Man hat im Leben keine Garantien, nichts ist selbstverständlich.“ Die Salzburgerin mit holländischen Wurzeln lernte das auf die harte Tour. Da war die WM im Vorjahr, in der sie im zweiten Durchgang scheinbar die Goldmedaille nur noch abzuholen brauchte. Doch eine bis heute merkwürdige Jury-Entscheidung und ein verpatzter Sprung ließen es nur Platz vier werden.

Als „Trost“ winkte der Sieg im Gesamtweltcup, ehe ein positiver Coronatest dazwischenkam; ein falsch-positiver, wie sich herausstellen sollte. Doch springen durfte die damals 19-Jährige trotzdem nicht – der Weltcup war dahin.

Heuer schien sich die in Apeldoorn geborene Doppelstaatsbürgerin aber von Anfang an alles zurückzuholen – bis sie just nach dem letzten (siegreichen) Springen vor den Olympischen Spielen abermals einen positiven Coronatest ablieferte, damit war Peking dahin. Zumindest aber durfte sie am Sonntag die große Kristallkugel für den Sieg im Gesamtweltcup in Empfang nehmen, der ihr schon am Samstag nicht mehr zu nehmen gewesen war. Mit der Gewissheit, dass sie die Kugel nun als garantiert nehmen durfte, wurde sie zum (verfrühten) Saisonabschluss – die Springen in Russland sind aufgrund des Ukraine-Krieges abgesagt worden, in Oberhof Vierte. Im Anschluss gab es die Kugel und erleichtert meinte die 20-Jährige: „Wenn man sie dann in der Hand hat, ist es schon noch einmal schöner – und echter.“

Jetzt könne sie auch aussprechen, wovor sie sich nach den Negativerlebnissen so lange geziert habe, sagte sie. Aber: „Der Gesamtweltcup hat das Ganze wieder gutgemacht.“ Mit dabei in Schonach war auch die Familie – und von Daniela Iraschko-Stolz, die 2014 als bisher einzige Österreicherin die große Kugel erobert hatte, gab es Tipps aus der Heimat: „Sie hat schon einmal ausgerechnet, wie viel Liter in die Kugel passen.“ Denn: Nach so viel Pech hat sich Kramer das Feiern nun verdient.