Es war ein Befreiungsschlag im rechten Moment – und er erfolgte auch noch mit Ansage. Als Franz-Josef Rehrl nicht einmal ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss im Dezember sein Comeback gab, meinte der Steirer, er werde es zu Beginn noch ruhiger angehen, um dann im Jänner und Februar voll da zu sein. „Denn da geht es dann um ein Ticket für Olympia.“
Gesagt, getan. In Klingenthal, wo er sich nach dem Sprung mit dem späteren Sieger und Teamkollegen Johannes Lamparter sogar noch die Führung geteilt hatte, landete Rehrl vergangenes Wochenende auf dem tollen dritten Platz. „Ich bin überglücklich. Ich hätte nicht gedacht, aber natürlich gehofft, dass es so schnell geht“, freute sich der Ramsauer, der damit sein Ticket für die Spiele in Peking so gut wie in der Tasche hat. „Die Nominierung des Teams folgt erst, aber ich bin zuversichtlich. Außer vom Johannes hat es heuer in unserer Mannschaft ja leider noch nicht so viele Podestplätze gegeben.“
147-Meter-Sprung gibt Zuversicht
Schlüssel zum Erfolg war die starke Sprungleistung. „Da hat mir zuletzt im Wettkampf noch etwas die Routine gefehlt. Im Training ist es leichter, weit zu springen, weil da fehlen die äußeren Einflüsse.“ Die Angst, das Knie könnte den Belastungen nicht standhalten, ist im Kopf des 28-Jährigen so gut wie weg. „Wenn das Knie einen Sprung auf 147 Meter übersteht, dann ist das schon sehr beruhigend.“
Trotzdem gesteht Rehrl, dass er mit den großen Belastungen noch zu kämpfen hat. „Das hat sich gegenüber früher schon geändert. Jetzt kann ich nach einem Bewerb am Abend nicht einfach ins Bett gehen, sondern muss mich am Boden hocken und noch Übungen für mein Knie machen. Sonst kann ich am nächsten Tag nicht richtig gehen.“
"Corona ist die größte Challenge"
Doch sieht das Kombinierer-Ass hinsichtlich seiner voraussichtlichen Reise nach Peking nicht sein Knie, sondern viel mehr die Pandemie als Problem. „Corona ist die größte Challenge. Wenn du jetzt positiv bist, ist der Traum von Peking geplatzt.“ Deshalb hat der Steirer auch bereits strikte Maßnahmen ergriffen. „Ich trage jetzt überall nur noch Maske, halte auch bei meiner Familie Abstand und schlafe im eigenen Zimmer.“
Rehrl ist hinsichtlich Corona „gebrandmarkt“, war er doch im Dezember positiv. „Ich weiß heute noch nicht, wo ich mich infiziert habe. Vielleicht in einer Teststraße. Ich war gerade testen – ein Wahnsinn! Überall sollst du aufpassen, und da picken sie alle aneinander.“