Während seine Teamkollegen bei der zweiten Tournee-Station in Garmisch auf Weitenjagd gingen, blieb Stefan Kraft im Mannschaftsquartier in Leutasch, wo er eine Langlaufrunde drehte, um den Kopf freizubekommen. Denn nach der verpatzten Qualifikation für das Neujahrsspringen (da reichte es für den Salzburger nur für den enttäuschenden 59. Rang) marterten den regierenden Weltmeister freilich viele Zweifel.
Am gestrigen Tournee-Ruhetag war für den Salzburger am Vormittag in Seefeld eine Extra-Sprungeinheit und am Nachmittag mit den anderen ÖSV-Adlern ein Eisstock-Schießen angesagt, ehe es heute (13.30 Uhr, ORF 1 live) mit der Qualifikation in Innsbruck weitergeht. Und auf dem Bergisel will sich Kraft wieder mit neuem Gesicht präsentieren. Davon ist auch sein Manager von JumpandReach, Patrick Murnig, überzeugt. "Hinfallen, aufstehen, ausrichten und wieder voll angreifen", lautet jetzt das Motto.
Zwischen den Plätzen 5 und 15
Wobei der Tiroler zugleich betont, dass sich sein Schützling schon länger in einer schwierigen Phase befinde. "Der Krafti konnte aufgrund seiner Rückenprobleme im Gegensatz zur Konkurrenz im Sommer nicht so oft springen und hat schon vor Saisonbeginn gesagt, dass er sich derzeit zwischen den Plätzen fünf und 15 sieht." Ausreißer in alle Richtungen inklusive, wie die bisherigen Wettkämpfe zeigen.
So verpasste Kraft nicht nur in Garmisch, sondern auch beim Saisonauftakt in Nischnij Tagil einmal die Qualifikation. Auf der anderen Seite landete er tags darauf in Russland sowie später in Wisla zweimal auf Platz drei und winkte in Klingenthal gar vom obersten Podest. "Beim Sieg in Klingenthal hat der Stefan auch das bisher einzige Mal in dieser Saison das Gefühl für den perfekten Sprung gehabt. Aber grundsätzlich fehlen ihm noch die Selbstverständlichkeit und die Konstanz, die ihn immer so stark machen", sagt Murnig.
Der Knopf geht nicht von heute auf morgen auf
Das Problem sei nun, "dass es extrem schwierig ist, die Form mitten in der Saison zu finden. Das ist bei Wettkämpfen kaum möglich. Und bei dem dichten Programm ist für zusätzliches Training kaum Zeit", betont Murnig, der nicht glaubt, dass Kraft der Knopf von heute auf morgen aufgehen könnte. "Derzeit ist einfach eine gewisse Verunsicherung da. Er sagt auch, dass es ihm im Sprung ständig verdrehen würde. Jetzt muss er schauen, dass er sein Lächeln zurückgewinnt und sich langsam wieder zurück an die Spitze kämpft."
Den ersten Schritt in diese Richtung kann Kraft gleich in Innsbruck setzen. Dort landete der Pongauer bereits zweimal auf Platz zwei, zuletzt im Jahr 2019.