Es ist eine außergewöhnliche Karriere, die am Dienstag ihr Ende gefunden hat: Gregor Schlierenzauer hängt seine Skisprung-Latten endgültig an den Nagel.
Die Laufbahn des 31-Jährigen war vor allem in den ersten beiden Dritteln gepflastert mit Erfolgen und Rekorden: 53 Mal stand der Tiroler ganz oben auf dem Siegerpodest, sprang und flog häufig in einer eigenen Liga und gewann bis auf Olympiagold im Einzel alles, was es in diesem Sport zu gewinnen gibt – und das zumeist sogar mehrfach. Doch das Schlussdrittel seines sportlichen Werdegangs verlief nicht mehr nach Wunsch, seinen letzten Sieg errang er bei einer „Windlotterie“ am 6. Dezember 2014 in Lillehammer.
Mit aller Verbissenheit suchte der Weltcup-Rekordsieger in den vergangenen Jahren den Weg zurück nach oben, fand ihn aber nicht mehr und zog nun den Schlussstrich. Und so sehr Schlierenzauer während seiner Laufbahn für ohrenbetäubenden Jubel in Österreich sorgte, so still verkündete er seinen Abschied in seinem Blog und auf Social Media: „Meine aktive Karriere zu beenden, ist mir nach all dem, was ich als Spitzensportler erleben durfte, nicht leicht gefallen – aber die Entscheidung fühlt sich ebenso wie der Zeitpunkt richtig an. Die letzten Monate waren für mich herausfordernd. In positiver Hinsicht. Durch die Verletzungspause hatte ich ausreichend Zeit und den nötigen Abstand, um Vergangenes aufzuarbeiten und zu schauen, wo ich jetzt stehe.“
Mit dem Tiroler verabschiedet sich nun also einer der größten Wintersportler aus dem aktiven Sport. Das sieht auch Mario Stecher, der sportliche Leiter im ÖSV für Ski nordisch, so: „Es ist auch Gregor zu verdanken, dass der Sport heute da steht, wo er ist“, sagte Stecher.
Auch Thomas Morgenstern, der fast auf den Tag genau vor sieben Jahren seine Skisprungkarriere beendete, würdigte seinen ehemaligen Teamkollegen und Rivalen auf Instagram: „Unsere Duelle waren zwar stets hart umkämpft, aber ich habe sie immer genossen und sie haben mich jedes Mal dazu angespornt, noch besser zu werden. Danke, dass du mich ständig gepusht hast, und danke auch für all die großartigen Momente, die wir gemeinsam teilen durften. Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg und, falls du mal wieder fliegen willst und keine Lust hast, dich dabei anzustrengen, du hast ja meine Nummer“, witzelt der nunmehrige Hubschrauberpilot.
Kommentar von Sportredakteur Alexander Tagger
Ob sich Schlierenzauer nun der Fotografie widmen wird, oder was er nun vorhat, ließ er noch nicht durchblicken: „Mein Feuer, das immer voll und ganz für den Sport brannte, brennt jetzt für neue Aufgaben, die da sind und die auf mich warten. Ich schlage dieses neue Kapitel mit Leidenschaft auf, bin voller Tatendrang und Neugierde.“