Es war der 7. August 2012, als unzähligen Fans bei den Olympischen Spielen in London der Atem stockte. Denn dieser Tag endete für Gewichtheber Matthias Steiner vier Jahre nach seinem Märchen von Peking mit einem Drama. Der Titelverteidiger im Superschwergewicht wurde bei seinem zweiten Versuch im Reißen von der nicht bewältigten Hantel auf dem Hinterkopf getroffen. Zu diesem Zeitpunkt entdeckte Johannes Lamparter die Leidenschaft zu den großen Hanteln – im zarten Alter von zehn Jahren. „Wir hatten in unserem kleinen Dorf in Rum einen Gewichtheberverein. Auch mein Vater war Gewichtheber. So hat sich alles entwickelt. Alles hat beim Techniktraining mit einem Besenstiel begonnen“, erzählt der Tiroler, der vom einstigen Training enorm profitiert, wie er verrät: „Es hilft mir sehr, dass ich mir früh die Techniken im Kraftbereich angeeignet habe. Es war zu dieser Zeit aber nicht auf den Spitzensport bezogen, die Wettkämpfe waren eher nebensächlich. Ich hatte Spaß dran. Mit der nordischen Kombination habe ich mit acht Jahren begonnen.“
Dreifacher Junioren-Weltmeister
Im Alter von 14 Jahren stand Lamparter vor einer grundlegenden Entscheidung und das 57-Kilogramm-Leichtgewicht bekannte sich schließlich zur Kombination. In seiner noch jungen Karriere krönte er sich zum dreifachen Junioren-Weltmeister. In dieser Saison avancierte der Tiroler, der heuer im Skigymnasium in Stams maturiert, gleich zum Weltcup-Auftakt in Ruka zum absoluten Senkrechtstarter.
Am heutigen Donnerstag folgte nach Bronze im Teambewerb die absolute Krönung: Lamparter holte überlegen vor Topfavorit Jarl Magnus Riiber aus Norwegen Gold im Großschanzenbewerb. Er ist der zweite Kombi-Einzelweltmeister aus Österreich nach Bernhard Gruber 2015 in Falun.
Bodenständiger, frecher Naturbursche
Zu seinen größten Stärken zählt seine Unbekümmertheit („Mich bringt man nicht leicht aus der Ruhe“). Privat beschreibt sich der Schützling von ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen als bodenständigen, frechen Naturburschen, der sich in Rum pudelwohl fühlt. So ist der Neo-Weltmeister gleich bei mehreren Vereinen Mitglied. „Beim Trachtenverein, bei den Schuhplattlern, der Fasnachttruppe und bei der Rumer Musik. Brauchtum hat schon immer eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Man kann sagen, dass ich das Dorfleben richtig lebe“, lächelt er.
Schon vor der WM versprach der 19-Jährige, dass er im Falle eines Medaillengewinns mit seinen Freunden im Dorf feiern werde, natürlich nur, wenn es die Corona-Situation zulasse. Dank Bronze und Gold hätte er gleich Grund für zwei Feste.