Zum 53. Mal insgesamt und zum dritten Mal nach 1987 und 2005 in Oberstdorf geht bis 7. März die nordische Ski-WM über die Bühne. Zum siebenten Mal (die Premiere gab es 2009 in Liberec) kämpfen auch die Skispringerinnen um weltmeisterliches Gold. Los geht es heute (17 Uhr) mit der Einzelkonkurrenz auf der Normalschanze und Cheftrainer Harald Rodlauer schickt das Quartett Daniela Iraschko-Stolz, Marita Kramer, Eva Pinkelnig und Sophie Sorschag auf Medaillenjagd. Bisher konnten die ÖSV-Damen auf dem "kleinen" Bakken fünfmal Edelmetall hamstern (1 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze) – und die Chancen, dieses glänzende Set zu erweitern, stehen sehr gut.
Die größten Hoffnungen ruhen auf Marita „Sara“ Kramer. Die 19-Jährige, die in der Qualifikation hinter Sara Takanashi auf Platz zwei landete, feierte in dieser Saison bereits drei Weltcupsiege, verlor aber zuletzt bei der WM-Generalprobe in Rasnov aufgrund eines Coronatest-Fiaskos (die Salzburgerin durfte wegen eines falsch positiven Ergebnisses nicht starten) ihre Führung im Gesamtweltcup. Doch für Kramer ist das Schnee von gestern: „Ich bin einfach froh, dass ich in Oberstdorf springen darf“, sagt die gebürtige Niederländerin, die wie Sorschag ihr WM-Debüt feiert.
Kramer: "Möchte die beste Skispringerin der Welt sein"
Kramer ist in diesem Winter im Lager der heimischen Skispringer, Langläufer und Kombinierer die Einzige, die einen Weltcupsieg vorweisen kann. „Ich mache nichts Spezielles“, lächelt die Weitenjägerin, „ich habe in jeden Sprung großes Vertrauen und muss nicht viel nachdenken. Ich möchte die beste Skispringerin der Welt sein und dafür setze ich mir täglich neue Ziele.“ Als Teamleaderin sieht sie sich aber nicht: „Wir unterstützen und pushen uns alle gegenseitig.“
Gespannt darf man auf den Auftritt von Pinkelnig sein. Die Vorarlbergerin, die sich Anfang Dezember in Seefeld bei einem Trainingssturz einen Milzriss zuzog und notoperiert werden musste, gab erst in Rasnov ihr Comeback und schaffte mit zwei Top-10-Plätzen noch den Sprung auf den WM-Zug. „Ich bin überrascht, dass ich überhaupt dabei sein kann. Beim Skispringen ist es ja nicht so, dass man wie beim Skifahren mit ein paar leichten Schwüngen wieder beginnen kann. Da muss schon alles passen.“ Neben den körperlichen Problemen („Ich hatte über einen Liter Blut im Bauchraum und auch die anderen Organe waren beleidigt“) mussten bei der Vorarlbergerin vor allem die psychischen Wunden heilen.
Anzeichen von Alzheimer
So war es für die 32-Jährige nicht der erste schwere Sturz. 2017 in der Ramsau erlitt die Freizeitpädagogin eine schwere Gehirnerschütterung. Nach dem nächsten heftigen Sturz in Oberstdorf diagnostizierten die Ärzte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Als Folge hatte Pinkelnig mit neurologischen Ausfällen zu kämpfen. „Es waren Anzeichen von Alzheimer da. Mein Hirn hat Strukturen aufgewiesen, die man in meinem Alter nicht haben dürfte“, erzählt sie. Umso beeindruckender ist nun ihr Comeback: „Ich habe vielen Leuten zu danken, die mich in dieser Zeit unterstützt haben. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, wieder Ski springen zu können.“