Der Jänner stand in der Biathlon-Welt ganz im Zeichen von Lisa Hauser. Mit insgesamt fünf Podestplätzen – darunter auch ihr erster Weltcup-Sieg – katapultierte sich die 27-Jährige in den Favoritenkreis für die heute beginnende Weltmeisterschaft in Pokljuka (SLO). „Mir geht es sehr gut. Ich habe es in den letzten Tagen etwas ruhiger angehen lassen, war spazieren, habe gelesen. Das hat gutgetan“, sagt die Tirolerin. „Viele Telefonate waren nach dem erfolgreichen Jänner schon zu führen. Fernsehinterviews habe ich aber abgesagt, um vor der WM kein Corona-Risiko einzugehen. Es hätte also stressiger sein können.“
Hauser weilte in ihrer Heimat in Reith bei Kitzbühel, um ihre Batterien vor dem heutigen Mixed-Bewerb (15 Uhr) aufzuladen. Dort, wo sie im Sommer noch gemeinsam mit ihrer Mama Eis in einem kleinen Geschäft verkauft hat, ist sie spätestens seit diesem Jahr Gesprächsthema Nummer eins. „Ganz Reith hat sich mit mir gefreut. Meine Eltern werden irrsinnig oft auf mich angesprochen, die werden da richtig ins Biathlon-Fieber mit hineingezogen.“
Die Familie ist für Hauser sowieso ihr Anker. „Sie haben mich jahrelang unterstützt – auch im Sport. Da wird überall zusammengegriffen. Auch jetzt, als sich die Mama selbstständig gemacht hat, haben alle geholfen.“ In Reith hat es nämlich bisher keine Poststelle gegeben. „Jetzt schon“, sagt Hauser über das neue Geschäft ihrer Mama. „Und regionale Produkte verkaufen wir auch. Limette-Basilikum ist da meine Lieblingseissorte.“
Dass ausgerechnet heuer, in ihrer bisher besten Saison im Biathlon-Weltcup, die Familie bei den Bewerben nicht dabei sein kann, „macht mich schon traurig. Es tut mir für sie leid, sie haben mich jahrelang begleitet, immer mitgefiebert. Genau jetzt können sie nicht dabei sein“, sagt Hauser. Gerade vor der Weltmeisterschaft, bei der sie eben aufgrund der starken Leistungen in den vergangenen Wochen zu den Titelmitfavoritinnen gehört, wäre die Familie ein wichtiger Faktor. „Aber ich sehe die WM sowieso lockerer. Meine Saison war bisher perfekt, das hätte ich mir nicht erträumen lassen. Dass mich viele zu den Medaillenkandidatinnen zählen, ist gut und recht.“
Ihr Zimmer teilt Hauser während der Großveranstaltung mit Julia Schwaiger. Im Gepäck: Spielkarten, Lesebücher und der Netflix-Zugang. „Am Abend lenken wir Mädels uns mit Kartenspielen gerne ab. Unsere Buam sind da nicht so dabei.“ Und obwohl sich Hauser kaum eine Nervosität oder einen Druck auferlegen lässt, gibt sie zu: „Eine WM-Medaille wäre natürlich der Ultrahöhepunkt. Aber da müssen so viele Faktoren zusammenpassen. Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Draufgabe.“