Keine Frage, die Augen der heimischen Sportfans sind dieses Wochenende auf Kitzbühel gerichtet, wo sich die waghalsigen Alpinen die Streif hinunterstürzen werden. Doch sollte man auch die Nordischen nicht außer Acht lassen – die servieren nämlich in den kommenden Tagen neben herausragenden Ausdauerleistungen auch draufgängerische Sprünge, die noch um einiges weiter gehen als jene bei der Mausefalle.
Gespannt darf man vor allem auf den Auftritt der Skispringerinnen sein. Nach dem kurzfristig aus dem Boden gestampften Weltcupauftakt in der Ramsau mussten Siegerin Marita „Sara“ Kramer und ihre Kolleginnen ein langes Monat warten, ehe es dieses Wochenende im slowenischen Ljubno endlich weitergeht. Auf dem Programm stehen ein Team- und ein Einzelbewerb.
Rodlauer: "Da ist nur eine große leere Wiese"
Als Titelverteidigerinnen und derzeit Führende im Nationencup sind die ÖSV-Damen die großen Gejagten. „Letztes Jahr haben wir uns hier knapp gegen die Sloweninnen durchgesetzt. Die haben eine starke Mannschaft, doch wird sich zeigen, wie sehr sie letztes Jahr von den knapp 4000 Fans beflügelt waren“, sagt ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer. „Heuer ist die Situation anders: Es gibt keine Fans, keine Zelte, keine Tribünen – da ist eigentlich nur eine große leere Wiese.“
Übertaucht haben seine Schützlinge die Zeit mit individuellen Einheiten und Mannschaftstrainings. „Wir waren auch eine Woche in Oberstdorf und haben dort im WM-Hotel gewohnt.“ Dieses liegt im Kleinwalsertal und wird beim Großereignis (ab 23. Februar) sämtliche ÖSV-Athleten aller Sparten beherbergen. „Es ist etwas vom Schuss – vom Hotel sind es 13 Kilometer zur Schanze. Aber dafür sind wir dort für uns alleine und fernab vom restlichen Trubel“, betont Rodlauer, der sich in Ljubno auch von Auftaktsiegerin Kramer einiges erwartet. Aber: „Sie muss vor allem bei sich bleiben, darf jetzt nicht zu viel wollen. Da muss man als Trainer schauen, dass sie im Gleichgewicht bleibt.“
Die männlichen Kollegen wollen dieses Wochenende in Lahti so viele Meter wie möglich machen. Heute um 18 Uhr hebt der Flieger Richtung hoher Norden ab – mit in der Holzklasse sitzt auch wieder Stefan Kraft, der zuletzt beim Weltcup in Zakopane eine Pause eingelegt und sich ausführlich seinem Rücken gewidmet hat. „Der Krafti hat in den letzten zehn Tagen alles andere als die Füße hochgelagert. So standen täglich Physiotherapie-Einheiten sowie Basiskrafttraining auf dem Programm, um den Rücken weiter zu stabilisieren“, heißt es vonseiten des Managements.
Kraft wird noch eine zweite Auszeit nehmen
Nachdem die Titelverteidigung im Gesamtweltcup längst kein Thema mehr ist, „kann er sich mehr Zeit für sich nehmen“. Soll heißen, dass der Dritte von Titisee-Neustadt noch ein zweites Mal vor der WM eine Weltcuppause einlegen wird – der Zeitpunkt steht aber noch nicht fest.
Revanchegelüste hegen Österreichs Kombinierer, die ebenfalls dieses Wochenende in Lahti im Einsatz sind. So wurde Jungstar Johannes Lamparter beim vergangenen Weltcup in Val die Fiemme in der Gesamtwertung vom zweiten auf den fünften Platz durchgereicht. Er und sein Tiroler Landsmann Lukas Greiderer (9.) – die beiden liefen im Teamsprint auf Platz zwei – sind derzeit die einzigen ÖSV-Athleten in den Top 15. Im Hinblick auf die WM ist also noch viel Luft nach oben.
Kritisierte Norweger wieder in der Loipe
Da aller guten Dinge drei sind, machen nicht nur die Skispringer und Kombinierer, sondern auch die Langläufer in Lahti Station. Für Teresa Stadlober, die den unerwarteten Tod ihres Servicemanns Rudolf Janach verkraften muss, steht dabei am Samstag mit dem Skiathlon ihre Paradedisziplin auf dem Programm. Gespannt darf man auf die Norweger sein, die wegen der Corona-Pandemie zuletzt einen Monat pausierten und dafür schwer kritisiert wurden ...