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Heute Nachmittag setzt die 69. Vierschanzentournee mit dem Dreikönigsspringen in Bischofshofen zu ihrer Landung an. Und der Luftraum über dem Pongau wird klar von der polnischen Fluglinie beherrscht. So hebt Kamil Stoch mit 15,2 Punkten Vorsprung auf seinen Landsmann und Tournee-Titelverteidiger Dawid Kubacki in das Finale ab. Der drittplatzierte Norweger Halvor Egner Granerud, der nach seinem Absturz am Bergisel kein gutes Haar an Stoch ließ, liegt bereits 20,6 Zähler (das sind 11,4 Meter) zurück. Wohl zu viel ...
Doch nicht nur der Vorsprung, sondern auch die große Erfahrung Stochs spricht dafür, dass sich der Mann aus Zakopane heute nicht mehr die Lufthoheit nehmen lassen wird. Immerhin konnte der 33-Jährige bereits zwei Mal die Tournee gewinnen: 2016/17 und gleich in der Saison darauf, wo er als erst zweiter Springer nach Sven Hannawald den Grand Slam (Sieg bei allen vier Stationen) fixierte. Der ist heuer nicht mehr möglich: Nach den Plätzen zwei (Oberstdorf) und vier (Garmisch) konnte Stoch „nur“ in Innsbruck vom obersten Treppchen winken – es war zugleich sein bereits siebenter Tournee-Tagessieg und sein 37. Weltcupsieg insgesamt.
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Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt der langen Liste an Erfolgen des Polen, der vor sechs Jahren seinen eigenen privaten Skisprungklub für den Nachwuchs gegründet hat. So hängen in Stochs Vitrine bereits drei olympische Einzel-Goldmedaillen sowie zwei WM-Goldene. Zudem hat der eingefleischte Liverpool-Fan bereits zwei Mal den Gesamtweltcup gewonnen.
Dabei hätten Stoch wie auch seine Teamkollegen heuer in Oberstdorf beinahe keine Starterlaubnis erhalten. Da sich der positive Corona-Test von Klemens Muranka aber als falsch herausgestellt hat, wurde die Quarantäne gegenüber der polnischen Mannschaft noch rechtzeitig vor dem Tourneeauftakt aufgehoben. Nicht nur zur Erleichterung der Athleten selbst, sondern des ganzen Skisprungsports, hätte der Ausgang der 69. Vierschanzentournee doch ohne das derzeit beste Team der Welt wohl nur den halben Wert.
Auch im österreichischen „Adlerhorst“ ist man sich bezüglich Tournee-Endstand einig. „Ich glaube schon, dass es der Kamil schafft – er springt in Bischofshofen immer sehr gut und er ist seit Engelberg wieder sehr stabil geworden“, sagt Stefan Kraft. Warnender Nachsatz: „Andererseits würde ich für ihn noch nicht die Hand ins Feuer legen, denn auch Granerud ist derzeit extrem gut drauf. Und wenn alles perfekt für ihn läuft, sind auch noch 20 Punkte aufholbar.“
Zurückhaltendender gibt sich Philipp Aschenwald: „Ich bin ganz schlecht mit Voraussagen. Meistens tritt genau das Gegenteil von dem ein, was ich sage. Aber Kamil hat nichts zu verlieren, er hat die Tournee bereits zwei Mal gewonnen und ist in einem coolen Drive. Er ist definitiv in der besseren Position als seine Konkurrenten, aber ich will mich trotzdem nicht festlegen.“
Daniel Huber macht das hingegen schon: „Ich glaube, dass es sich Kamil nicht mehr nehmen lässt. Er weiß, wie man die Tournee gewinnt. Da der Rückstand der anderen doch schon ziemlich groß ist, müsste es in Bischofshofen hinsichtlich Verhältnissen schon ein schwieriges Springen werden. Doch was den Wind betrifft, hat sich die Schanze in den letzten Jahren sehr konstant präsentiert.“