Ein Teamsieg zum Auftakt in Wisla, danach folgten die Corona-Erkrankungen beim Nationalteam sowie auch bei der Ersatzmannschaft. Und bei der Skiflug-WM erwischte es auch noch Stefan Kraft mit einer Rückenblockade. Ein guter Saisonstart sieht anders aus, oder?
ANDREAS WIDHÖLZL: Wir hatten eine gute Vorbereitung und einen guten Start, dann ist es eher holprig geworden. Wir haben versucht, das Beste daraus zu machen, und ich bin froh, dass wir jetzt mit der stärksten Mannschaft bei der Tournee am Start stehen können. Natürlich war die Vorbereitung alles andere als ideal, aber wir wissen, dass die Athleten gut drauf sind.
Haben die Corona-Erkrankungen Spuren hinterlassen?
WIDHÖLZL: Körperlich sind sie annähernd wieder dort, wo man sagen kann, sie sind so gut wie fit. Sie kommen bereits wieder in den 90-Prozent-Bereich hinein. Man darf nicht vergessen, dass es doch eine schwere Krankheit ist. Und es ist nicht selbstverständlich, dass alles so positiv ausgeht. Jetzt freuen wir uns auf die Tournee und ich traue jedem im Team auch viel zu.
Wie geht es Ihnen persönlich nach Ihrer Corona-Erkrankung?
WIDHÖLZL: Es geht mir prinzipiell wieder gut, aber ich merke, dass mir zum Beispiel beim Stiegensteigen schneller die Energie ausgeht als vorher. Und von den 17 Bergtouren, die ich im Sommer gemacht habe, kann ich jetzt auch nicht mehr zehren. Die Masken erleichtern die Situation auch nicht, weil man dadurch weniger Luft bekommt. Ziel muss es sein, jetzt gesund zu bleiben.
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Hat man nach den Corona-Fällen im Team die Sicherheitsvorkehrungen nochmals verstärkt?
WIDHÖLZL: Wir haben im Vorfeld sehr vorsichtig agiert, viel getestet und hier in Oberstdorf wie bereits in Planica und Engelberg für jeden Athleten ein Einzelzimmer. Außerdem sitzen wir beim Essen alle mit Maske und tun alles dafür, dass wir die restliche Saison ohne Erkrankung überstehen. Aber man muss sich dessen bewusst sein, dass immer etwas passieren kann – wie etwa jetzt bei den Polen.
Was darf man sich von Stefan Kraft nach dessen Rückenproblemen erwarten?
WIDHÖLZL: Die Situation ist prinzipiell positiv, aber man kann schwer einschätzen, wie es sich entwickeln wird. Die Therapien haben aber auf alle Fälle fürs Erste gut angeschlagen. Und wenn er sich wohlfühlt, dann ist ihm auch alles zuzutrauen.
Es ist Ihre erste Tournee als Cheftrainer – und das unter alles andere als guten Vorzeichen. Wie sehen Ihre Erwartungen aus?
WIDHÖLZL: Möglich ist alles und ich habe ein absolut positives Gefühl. Jeder hat bewiesen, dass er jederzeit in die Top zehn springen kann. Daniel Huber und Michael Hayböck können sogar um den Sieg mitmischen. Heuer zählen wir aber nicht zu den Favoriten. Wichtig ist, dass wir in Oberstdorf gut in die Tournee starten. Ich nehme gerne Halvor Egner Granerud als Beispiel her: Der war im vergangenen Jahr noch weit weg von der Spitze und keiner hat am Anfang dieser Saison mit ihm gerechnet. Jetzt dominiert er und das zeigt, wie schnell es im Skispringen gehen kann. Auch bei unseren Burschen. Wir haben ein cooles Team, das über die letzten Monate gut zusammengewachsen ist. Und wir sind bei der Tournee in der spannenden Rolle der Jäger, die angreifen können.
Es wird eine Tournee ohne Zuschauer. Wie bitter ist das?
WIDHÖLZL: Natürlich ist das extrem schade. Es gibt nichts Besseres, als vor einer tollen Kulisse zu springen. Aber die Gesundheit hat in Tagen wie diesen nun einmal Vorrang. Ich hoffe, die Fans treiben dafür die TV-Einschaltquoten in die Höhe.