Die Motivation war eine Große, mit der Stefan Kraft als Titelverteidiger im Gesamtweltcup in die neue Saison abhob. Und als der Pongauer mit seinen Kollegen auch gleich im allerersten Bewerb, der Teamkonkurrenz in Wisla, auf dem obersten Podest landete, schien bereits alles wieder wie am (Erfolgs-)Schnürchen zu laufen. Doch es sollte das erste und letzte Mal im bisherigen Winter gewesen sein, dass der Doppelweltmeister von Lahti Grund zum Jubeln hatte ...
Im Einzelbewerb von Wisla flog Kraft nach einem verpatzten Versuch als 32. am Finale vorbei. Wieder zu Hause, ereilte den Salzburger die Nachricht, dass er sich ebenso wie Michael Hayböck, Philipp Aschenwald, Gregor Schlierenzauer und Cheftrainer Andreas Widhölzl mit dem Corona-Virus infiziert hatte. Die Weltcups in Kuusamo und Nischni Tagil fielen für den Schwarzacher damit ins Wasser, für die Skiflug-WM in Planica meldete sich der Schwarzacher aber rechtzeitig wieder fit. Vergönnt war Kraft in Slowenien aber nur ein Flug, ehe ihn eine Rückenblockade aus der Bahn warf. Die Folge: Die WM verfolgte der 28-Jährige nur im Fernsehen, ebenso wie den Weltcup in Engelberg.
Kraft: "Ich bin trotzdem guter Dinge"
Ein unglaublich holpriger Weg, der dazu geführt hat, dass Österreichs seit Jahren bester Springer heute mit gerade einmal drei Bewerbssprüngen, null Weltcuppunkten auf dem Konto und einer gehörigen Portion Unsicherheit, was die Stabilität seines Rückens betrifft, in die 69. Vierschanzentournee startet. Aber: „Ich freu mich, dabei sein zu können. Der Rücken fühlt sich besser an und ich hoffe, dass ich die Tournee durchspringen kann. Mein körperlicher Gesamtzustand ist zwar nicht ideal, aber ich bin trotzdem guter Dinge.“
Die Probleme im Rücken begleiten den Doppelweltmeister von Lahti 2017 bereits seit mehreren Monaten, in den Griff bekommen hat man diese bis dato aber noch nicht. „Es ist klar, dass das seine Zeit brauchen wird. Derzeit haben wir den Schmerz wieder behoben. Ich habe viele Therapien gemacht und das Training umgestellt. Daran muss sich der Körper jetzt erst gewöhnen“, sagt Kraft. Die Schmerzen würden auch nicht von heute auf morgen weggehen, „weil es muskuläre Disbalancen und Spannungen sind, die das Problem auslösen. Ich muss jetzt ganz besonders auf meiner Körper hören.“
Kraft als Geheimfavorit?
Dass die deutschen Medien den Österreicher trotz des verkorksten Saisonstarts zu den Geheimfavoriten zählen, kostet den Gesamtsieger 2014/15 (damit ist Kraft auch der letzte rot-weiß-rote Tournee-Triumphator) nur ein Lächeln. „Ich bin nicht vorrangig auf Ergebnisse fokussiert. Ich möchte vorerst vor allem schauen, wie ich heute die beiden Trainings- und den Qualifikationssprung überstehe. Aber wenn alles passt und ich mich wohlfühle, glaube ich schon, dass ich ganz vorne mitspringen kann.“
Trotzdem, was bleibt, ist die Frage, ob Krafts Rücken den Strapazen der Tournee standhalten kann. „Bei ein paar Bewegungen zwickt es noch, andere gehen im Moment gar nicht. Es ist auf alle Fälle eine leichte Ungewissheit da“ ...