Die 69. Auflage der Vierschanzentournee hebt am 28. Dezember mit der Qualifikation in Oberstdorf ab. Aus rot-weiß-roter Sicht verlief die Vorbereitung auf das alljährliche Schanzenspektakel aufgrund der vielen Corona-Erkrankungen und der Verletzung von Stefan Kraft äußerst turbulent. Dementsprechend zurückhaltend gibt sich Cheftrainer Andreas Widhölzl bezüglich Tournee-Erwartungen: „Zu den Favoriten zählen wir heuer nicht, wir sind diesmal die Jäger. Aber Daniel Huber und Michael Hayböck haben gezeigt, dass sie ganz vorne mitspringen können. Und mit Stefan Kraft ist immer zu rechnen.“
Kraft, der sich bei der Skiflug-WM in Planica zum wiederholten Mal eine Rückenblockade zugezogen hatte, ist vorerst wieder genesen und absolvierte am Montag in Seefeld die ersten drei Sprünge. „Das hat gepasst, es ist danach nicht schlimmer gewesen. Stefan hat gesagt, er fühlt sich gut und möchte es bei der Tournee probieren. Inwieweit er dort mitmischen kann, ist schwer einzuschätzen“, sagt der Cheftrainer. Kraft selbst hat sich ja als „Wundertüte“ bezeichnet – „bei mir kann es derzeit in jede Richtung losgehen.“
"Keine einfache Entscheidung"
Neben Kraft, Hayböck und Huber („Ich trage wegen meiner bisherigen Ergebnisse im Team die Führungsrolle und nehme diese Aufgabe und Herausforderung natürlich gerne an“) hat Widhölzl noch Philipp Aschenwald, Jan Hörl, Markus Schiffner und Thomas Lackner nominiert. Nicht im Aufgebot zu finden ist hingegen Gregor Schlierenzauer. Widhölzl: „Die Entscheidung war nicht einfach. Ich habe in den vergangenen Wochen viel Potenzial bei Gregor gesehen. Aber er hat gewusst, dass er bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg einen Platz in den ersten 15 liefern muss. Das ist ihm nicht gelungen.“ Statt dem einstigen „Überflieger“ bekam Lackner das letzte Tournee-Ticket: „Er hat in Russland einen vierten Platz geholt und musste dann in Quarantäne. Er hat sich den Startplatz verdient.“
Für Schlierenzauer ist es natürlich eine ganz bittere Pille, die er kurz vor Weihnachten schlucken muss. Der Tiroler, der die Tournee bereits zwei Mal gewinnen konnte und insgesamt neun Tagessiege gefeiert hat, kam allerdings bei den bisherigen Wettkämpfen nicht auf Touren. So hat es der 53-fache Rekord-Weltcupsieger, der jedoch auch durch eine Corona-Erkrankung ausgebremst wurde, in der bisherigen Saison nie in die Top 20 geschafft. „Ich muss akzeptieren, dass meine Leistungen nicht gut genug waren und ich die zwei Möglichkeiten, die ich bei den Weltcup-Springen in Wisla und Engelberg hatte, leider nicht nutzen konnte.“
Schlierenzauer wünscht Team viel Erfolg
Zumindest besteht die Chance, dass der 30-Jährige, der nun am 27. und 28. Dezember beim Kontinentalcup in Engelberg antreten wird, bei den Bewerben in Innsbruck und Bischofshofen einen Platz in der nationalen Gruppe erhält. Schlierenzauer: „Natürlich bin ich enttäuscht, alles andere wäre widersprüchlich. Der österreichischen Mannschaft wünsche ich bei der Tournee weite Sprünge und viel Erfolg.“ Nachsatz: „Die Tatsache, dass in Österreich aktuell keine 120-Meter-Schanze sprungbereit ist, macht es auch nicht leichter.“