Michael Hayböck hat am Samstag bei der Skiflug-WM in Planica das gleiche Schicksal erlitten wie sein diesmal fehlender Zimmerkollege Stefan Kraft im Jänner 2018 bei der vorangegangenen WM in Oberstdorf. Der 29-jährige Oberösterreicher verpasste nach vier Durchgängen (245,5, 217, 237,5, 220,5 m) Bronze mit Rang vier recht knapp. Gold ging an den Deutschen Karl Geiger nur 0,5 Punkte vor dem Norweger Halvor Egner Granerud. Geigers Landsmann Markus Eisenbichler holte Bronze.
"Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich jetzt freuen soll oder mal kurz ärgern. Dass der zweite Sprung nicht wieder ganz so harmonisch war, das sind halt dann einmal gleich zehn Meter, die dir unten abgehen", erklärte Hayböck im ORF-TV-Interview. Es sei nach dem Absprung ein kleines "Eck" im Sprung gewesen. Nach Überwindung der ersten Enttäuschung werde er aber bald realisieren, dass es eine gute Leistung war. "Direkt aus der Quarantäne und von einer Coronainfektion um Medaillen mitzukämpfen beim Skifliegen, darauf kann ich stolz sein. Deshalb wird der Ärger nur kurz sein."
Bitter ist im Rückblick wohl auch, dass sich der Halbzeit-Vierte Hayböck nach dem dritten Flug am Samstag bis auf einen Punkt an Eisenbichler herangearbeitet hatte. "Der erste Durchgang war wieder genial, war wieder einer meiner besten Skiflüge." Sein direkter Gegner um Bronze landete aber im letzten Flug bei 230 Metern, Hayböck davor nur bei 220,5. Damit fehlten dem Oberösterreicher am Ende doch 14,2 Punkte auf den Medaillenrang.
Großer Jubel herrschte freilich nach der ohne Zuschauer ausgetragenen WM-Konkurrenz bei den vom Tiroler Stefan Horngacher gecoachten Deutschen über Gold und Bronze. Im Finish hatte der neue Weltmeister Geiger aber auch eine Portion Glück. "Es ist wirklich brutal, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich freue mich riesig." Zum knappen Vorsprung: "Ich habe echt gezittert und gewusst, es wird knapp. Ich habe die grüne Linie zwar übersprungen, aber es war eng und dann muss man noch warten, was die Windberechnung, was die Haltungsnoten ausmachen", schilderte Geiger die bangen Momente nach seinem letzten Flug.
Für Geiger war es der erste große Einzel-Titel, 2019 bei der WM in Seefeld hatte er aber schon Team- und Mixed-Gold geholt und war Vize-Weltmeister von der Großschanze geworden. Für den DSV holte er den ersten Skiflug-WM-Titel seit Severin Freund 2014. Hayböck muss auf das erste Einzel-Edelmetall seiner Karriere hingegen weiter warten.
Für die weiteren beiden Österreicher reichte es wie erwartet nicht zum Spitzenergebnis. Philipp Aschenwald und Gregor Schlierenzauer konnten sich vom Halbzeit-Stand nicht verbessern und blieben auf den Rängen 18 bzw. 26.
Für den Teambewerb am Sonntag (16.00 Uhr/live ORF 1) sind die Österreicher in Abwesenheit des wegen Rückenproblemen ausgefallenen Stefan Kraft keine Medaillenanwärter. "Es wird im Team eine schwierige Aufgabe. Man merkt natürlich, dass wir nicht aus dem Vollen schöpfen können", erklärte auch Hayböck. Er werde die drei Flüge am Sonntag "mitnehmen", in eine Saison, die nun für ihn erst so richtig beginne.
Österreichs Mannschaft wird vom erwähnten Trio sowie Kraft-Ersatzmann Timon-Pascal Kahofer gebildet.
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