Eine Woche nach dem erfolgreichen Start der Skispringer starten auch die Nordischen Kombinierer in ihre Weltcup-Saison. Mit drei Bewerben in Ruka inmitten der Coronavirus-Pandemie. Auch für die Nordischen gehören Sicherheits-"Bubbles", Corona-Tests und diverse Einschränkungen nun zum Alltag. Zudem muss man einen vorerst reduzierten Weltcup-Kalender in Kauf nehmen: Otepää (EST) hat seine Bewerbe abgesagt, Lillehammer sein Programm auf 2021 verschoben.
"Ich hoffe, dass Lillehammer im Neuen Jahr stattfinden wird", meinte der Sportliche Leiter für Kombination und Skispringen im ÖSV, Mario Stecher, im Gespräch mit der APA. Die Vorbereitung auf den WM-Winter sei trotz Corona gut verlaufen. "Im Prinzip haben wir den ganzen Sommer sehr gut trainieren können und haben keine Einschränkungen in Kauf nehmen müssen." Spezialspringer und Kombinierer waren hauptsächlich in Österreich, die Kombinierer waren im Sommer einmal zum Training in Lillehammer.
Kombinieren in der Blase
Mit dem Weltcup-Start wird sich aber doch einiges ändern. Die FIS hat einen Charter-Flug für Skispringer und Kombinierer am Mittwoch aus München organisiert. "72 Stunden vor dem Flug musst du einen PCR-Test machen, dann am Flughafen noch einen. Dann bist du praktisch drei Tage in so einer Bubble", erzählte Stecher, der sein Team begleiten wird. Man dürfe dann nur Sprungschanzen, die Langlauf-Loipen und die Krafträume besuchen. "Aber diese Dinge tut man gern, wenn man dafür Wettkämpfen machen darf."
In Ruka wird man wohnen wie immer, neu ist aber, dass man einen eigenen Koch mitnimmt. "Damit man sich nicht zu allen reinsetzen muss", so Stecher.
Viele Fragezeichen im Kalender
In Sachen Weltcup-Kalender gibt noch ein großes Fragezeichen betreffend die Olympia-Generalprobe in Peking (13./14.2.). Der neue FIS-Skisprung-Rennleiter Sandro Pertile habe in Wisla einen Einblick gegeben. "Die Schanzen und alles andere ist in einem Topzustand. Aber wenn man das Prozedere anschaut mit Quarantäne, dann scheint das eher unrealistisch", glaubt Stecher. Zumal der Peking-Trip auch noch die letzte Station vor der WM in Oberstdorf (23.2. bis 7.3.) ist. Äußerst unsicher ist auch, ob die geplante Weltcup-Premiere der Nordischen Kombiniererinnen stattfindet. Otepää und Lillehammer wären die vorgesehen Schauplätze gewesen.
"Das Ausrichten ist nicht ganz leicht, weil die Damen auf jeden Fall auf einer kleineren Schanze springen müssen, da gibt es nicht mehr viele Möglichkeiten", erklärte Stecher. Dass da Ramsau augenscheinlich ist, bestätigte der Steirer. "Wir haben von der FIS eine Anfrage da. Für Skispringen Damen und Kombination Damen. Der ÖSV ist sicherlich gewillt, dass wir da was machen, aber eines ist auch klar: wir können uns finanziell nur so weit rauslehnen wie es geht."
Harte Konkurrenz
Für die ÖSV-Herren wird es schwierig. In der Vorsaison gab es nur zwei Podestplätze durch Franz-Josef Rehrl (3./Oberstdorf) und Lukas Greiderer/Martin Fritz (3. Team-Sprint/Val di Fiemme). Und es gibt einige Sorgenkinder. Ex-Weltmeister Bernhard Gruber erhielt von den Ärzten nach einer Operation wegen einer Verengung der Herzkranzgefäße Grünes Licht für die weitere Leistungssportkarriere. Wann der Gasteiner zurückkehrt, steht aber noch nicht fest. "Bei Berni ist das wichtigste die Gesundheit, die hat er Gott sei Dank wieder erlangt. Er hat die Option offen, dass er jederzeit bei einem Wettkampf starten kann", erklärte Stecher.
Mario Seidl kehrt nach einem Kreuzbandriss nach einer versäumten Saison zurück. Er ist laut Stecher springerisch auf einem recht guten Level, Ruka diene zur Überprüfung der Langlauf-Form. "Man muss ihm Zeit gönnen, die intensiven Einheiten hat er noch nicht gemacht." Stecher hofft, dass Seidl bis zur WM wieder "vorne mitmischen" kann.
Auch Rehrl hatte ein durchwachsene Saison, u.a. mit Knieproblemen, danach habe man seinen Zugang etwas kritisiert. "Nun hat er sich sukzessive gesteigert." In seinem besten Jahr habe Rehrl von seiner besonders guten Skisprungleistung profitiert. "So weit ist er leider Gottes im Augenblick nicht", meinte der Sportliche Leiter. Große Hoffnungen setzt Stecher in den Tiroler Nachwuchsmann Johannes Lamparter, der bei der Junioren-WM Einzel-Silber und Team-Gold geholt hatte. "Er hat im Training enorm aufgezeigt."
Training und Fokus sind essentiell
Im ÖSV hat Stecher alle Trainer der Kombination an einen Tisch gesetzt und eine Art Masterplan formuliert. "Wir haben versucht, niederzuschreiben, was wollen wir zu welcher Zeit in der Nordischen Kombination wirklich trainieren", verriet Stecher und meint damit den Ablauf ab dem 12. Lebensjahr bis zur Weltklasse. Man habe im internationalen Vergleich teilweise zu wenig Trainingsstunden. "Wenn ich als Cheftrainer das Pensum im Langlaufen in einer Saison von 400 auf 600 Stunden steigern soll, um eine Chance zu haben - dann funktioniert das nicht."
Glaubt der Ex-Spitzensportler Stecher, dass die Pandemie die Spitzensportler belasten wird? "Wenn du erfolgreich sein willst, musst du in dem Tunnel drinnen leben und auf das fokussieren, was du zu tun hast. Das wird den Besten wieder sehr gut gelingen."