Selten war meine Vorfreude auf den Skisprung-Weltcup so groß wie in diesem Jahr. Meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen: Im polnischen Wisla fand eine so fulminante Weitenjagd statt, dass die fehlenden Zuschauer gar nicht störten (zumal zahlreiche kreative Polen versteckt im Wald in ihre Tröten bliesen).

Der grandiose Mannschaftssieg des ÖSV-Teams war verdienter Lohn eines hochklassigen Wettbewerbs, bei dem sich kein Springer einen Fehler erlauben durfte. Der Einstieg des neuen Cheftrainers ist geglückt, zumal mit Daniel Huber (3.) auch im Einzel ein Österreicher ganz vorne dabei war. Er musste sich nur Markus Eisenbichler und Karl Geiger geschlagen geben, die mit absoluter Professionalität zu Werke gingen. Bei der hervorragend präparierten Schanze ging die Weitenjagd so weit, dass die Jury wohl schon zittern musste, ob sie über genügend Startluken verfügt. Die Anlaufgeschwindigkeit musste extrem gedrosselt werden und dennoch flogen die Besten in die Tiefe, als gäbe es kein Morgen. Von dieser Qualität ihrer Gegner wurden auch die im Sommer dominanten Polen überrascht.

Der Heimvorteil nützte ihnen nichts, beim Training hatten sie sicher nie damit gerechnet, dass im Bewerb von Luke 2 gesprungen würde. Bei Daniel Huber hat mich vor allem seine Kaltschnäuzigkeit und sein Siegeswille überzeugt. Eigenschaften, die sich Philipp Aschenwald (8.) und Michael Hayböck (10.) trotz guter Leistung bei ihm abschauen können. Zumal es heuer nicht möglich ist, sich langsam in die Weltcupsaison „einzugrooven“, denn mit der Skiflug-WM steht schon in zwei Wochen der erste Höhepunkt an. Da heißt es, sich im Team und gegenüber der Konkurrenz schnell klar zu positionieren.

Stefan Kraft hat noch nicht die hundertprozentige Sicherheit, aber das wird sich bald ändern. Seine Form ist noch nicht stabil genug, um auch mit schwierigen Windbedingungen zurechtzukommen. Vor allem wenn er an seine Grenzen gehen muss, was für einen Sieg unerlässlich ist.

Alexander Pointner gewann als Skisprungtrainer 32 Medaillen
bei Großereignissen