Sie hatten im Sommer mit schweren Rückenproblemen zu kämpfen. Wie geht es Ihnen derzeit?
STEFAN KRAFT: Besser, wir haben das noch rechtzeitig zum Saisonstart hinbekommen. Ich konnte auch in den vergangenen zwei Wochen sehr gut trainieren, ohne das es sich wieder verschlechtert hat und das stimmt mich zuversichtlich.
Wo genau liegen die Probleme?
KRAFT: Im Juni und im Juli ist es mir wie letztes Jahr in Zakopane im Rücken so richtig eingeschossen. Und im Oktober bei den österreichischen Meisterschaften ist es noch einmal passiert. Es ist eine Überbelastung der Muskulatur. Da kommt zu viel Spannung drauf, ein Nerv hat zu wenig Platz und ich kann mich dann nicht einmal mehr bücken. Da hat mir die Freundin sogar einmal beim Sockenanziehen helfen müssen. Aber nach zwei drei Tagen ist es dann auch wieder weg. Von der Wirbelsäule her ist alles in Ordnung, von einem Bandscheibenvorfall nichts zu sehen.
Was sind die Auslöser?
KRAFT: Es passiert nicht beim Springen, sondern wenn ich mich bücke und im unteren Rückenbereich rund werde. Einmal ist es mir bei einer tiefen Beinpresse passiert, einmal beim Runterbücken bei Koordinationssprints.
Laut Cheftrainer Andreas Widhölzl haben Sie rund 250 Trainingssprünge weniger in den Beinen als Ihre Kollegen.
KRAFT: Ja, es waren nur 97 oder 98. Ob es ein Nachteil ist, weiß ich gar nicht. Ich wollte in der heurigen Saisonvorbereitung sowieso etwas weniger springen. Und die Sprünge, die ich machen konnte, waren großteils sehr gut.
Inwieweit haben Sie die Corona-Maßnahmen in der Vorbereitung eingeschränkt?
KRAFT: Es war nicht so schlimm. Wir konnten auf den Schanzen trainieren und waren zuletzt in Tirol in einem Hotel, das nur für uns aufgesperrt hat. So gesehen hatten wir viele Privilegien, die wir auch zu schätzen wissen.
Wie oft wurden Sie bereits auf Corona getestet?
KRAFT: Die letzten drei, vier Wochen sicher sechs oder sieben Mal. Und jetzt müssen wir stets einen Test vor der An- und einen vor der Abreise machen.
Wie gehen Sie persönlich mit der Pandemie um?
KRAFT: Ich passe extrem auf, weil ich kein Springen aufgrund einer Infektion verpassen will. Man sieht so viel in den Medien und weiß nicht, was man alles glauben soll. Aber meine Freundin ist Krankenschwester und da bekommt man schon mit, dass die Krankheit nicht zu unterschätzen ist und es auch Jüngere schwer treffen kann.
Heuer drohen viele Geisterspringen.
KRAFT: Ohne Zuschauer ist es emotional definitiv nicht dasselbe, aber besser so, als gar nicht.
Stehen Sie derzeit auf demselben Leistungsniveau wie im Vorjahr, als Sie den Gesamtweltcup gewonnen haben?
KRAFT: Das ist schwierig. Vor dem Start der letzten Saison bin ich so schlecht gesprungen wie selten, habe dann alles umgestellt und es ist ein super Winter geworden. Jetzt sind meine Sprünge gut, doch weiß ich nicht, wie mein Rücken auf das viele Reisen und Wettkämpfe unter voller Anspannung reagieren wird. Ich hoffe, die Substanz, die ich aufgebaut habe, bringt mich bis März durch. Es ist eine Ungewissheit da, aber ich bin überzeugt, dass ich etwas Gescheites zusammenbringen werde.
Die Saison ist gespickt mit Höhepunkten – wie lautet Ihr Ziel?
KRAFT: Dass ich gut in die Saison starte, weil die Skiflug-WM bereits im Dezember stattfindet und man dafür viel Selbstvertrauen benötigt. Und bei den übrigen Highlights heißt es, am speziellen Tag voll da zu sein.