"Der Weg zurück ist hart und steinig. Ich werde versuchen, mich nach vorne zu arbeiten", erklärte Gregor Schlierenzauer in einem Video-Gespräch mit Medien. Der fünf Jahre jüngere Philipp Aschenwald will nach zwei Podestplätzen den ersten Sieg.
Schlierenzauer war im vergangenen Winter als Vierter in Nischnij Tagil nahe dran an seinem ersten Podestplatz seit nunmehr sechs Jahren. Der 30-jährige Tiroler ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit dem neuen Cheftrainer Andreas Widhölzl und seinem Coach Werner Schuster Früchte tragen wird. "Ich hoffe, dass ich das Ziel, ganz nach oben zu kommen, bestätigen kann." Er spüre, in der Vorbereitung wieder weitergekommen zu sein, sieht sich aber weiterhin in einem "Entwicklungsjahr".
Teilerfolge wie der Gewinn des ÖSV-Titels auf der Normalschanze bestärken Schlierenzauer. Es gebe aber Details in seinem Sprung, die es zu verbessern gelte. "Wenn die Feinheiten nicht zusammenstimmen, kann es auf einer kleinen Schanze funktionieren, aber beim Skifliegen nicht mehr. Umgekehrt, wenn man sein Setup beisammen hat, kann man fast überall gewinnen", betonte der zweifache Weltcup-Gesamtsieger. "Jetzt gilt es, den nächsten Schritt zu gehen, nicht nur einen guten Absprung zu machen, sondern alles sehr gut zu verbinden und mein volles Potenzial abzurufen."
Die Erwartungen des Stubaiers für den Saisonauftakt sind noch nicht allzu groß. "Wisla war immer eine Schanze, auf der ich mir schwerer getan habe", sagte Schlierenzauer. Er setzt auch in der Pandemie auf viele Wettkämpfe. "Ich hoffe, dass ich mich in den Top 15 einstimmen kann und mit dem Wettkampfrhythmus immer besser werde. Ich bin gespannt, wenn ich dann einmal einen Wettkampf mache, in dem ich die guten Trainingsleistungen abrufen kann, wie weit es reicht. Das ist jedes Jahr der Kitzel und das Spannende."
Eine Frist für die Umsetzung seiner geplanten Steigerung setzt sich der Ex-Skiflugweltmeister aber nicht. "Man kann nicht alles planen und nicht alles kontrollieren. Das Leben zeigt uns das jetzt gerade", erklärte der Team-Senior. "Es ist nach wie vor sehr erfüllend für mich, ich bin sehr motiviert und will mich wieder zurückbeißen nach oben. Das ist nicht einfach, aber eine tolle Herausforderung für meine Geschichte, meine Karriere, aber auch als Mensch."
Es gebe jedoch keine Sicherheit, dass er es auch zurück zur Spitze schaffe. "Aber es wäre schön. So oder so, es fühlt sich für mich richtig an." Die Olympischen Spiele in Peking 2022 seien jedenfalls ein Ziel.
Der Zillertaler Aschenwald hat sich in den vergangenen zwei Saisonen an die Elite herangearbeitet. Bei der Heim-WM im Februar 2019 in Seefeld/Innsbruck holte er in den Teambewerben zweimal Silber, im Gesamtweltcup 2019/20 war er als zweitbester Österreicher hinter Sieger Stefan Kraft Zehnter.
Der 25-Jährige glaubt, die Basis für eine erfolgreiche Saison gelegt zu haben. "Im Sommer ist nochmals etwas weitergegangen", betonte Aschenwald. Er genieße das Gefühl bei sehr guten Sprüngen, die weniger guten gelte es zu reduzieren. "Stefan Kraft oder Dawid Kubacki sind auch dann vorne dabei, wenn sie einen schlechteren Tag haben. Es ist schon noch ein Schritt zu tun", bekannte Aschenwald.
In der ersten Phase der vergangenen Saison war er Zweiter in Ruka und Dritter in Nischnij Tagil (0,4 Punkte vor Schlierenzauer), im WM-Winter will er zum Siegspringer avancieren. "Ein Einzelsieg im Weltcup ist mein erklärtes Ziel", betonte Aschenwald, dessen Selbstvertrauen mit den Leistungen gewachsen ist. "Erzwingen kann ich es nicht. Aber ich weiß, was ich draufhabe, und das versuche ich bei jedem Sprung herauszukitzeln." Sein Vater Hansjörg, der Team-Olympia-Dritte von 1980 in der Nordischen Kombination, unterstützt ihn als Mentaltrainer.
Philipp Aschenwald ist ein Wettkampftyp. Er braucht die Anspannung, um seine besten Sprünge abzuliefern. "Die richtige Form muss bei mir im Wettkampf kommen", betonte der Großschanzen-Staatsmeister. Auf Prognosen für den Saisonstart ("Darauf freue ich mich riesig") wollte er sich auch mangels Vergleichen mit der Konkurrenz nicht einlassen, Aschenwald fühlt sich nach dem Abschlusstraining auf der Eisspur in Innsbruck aber gerüstet. "Der letzte Sprung war so, dass man sagen kann, mit dem könnte ich reinstarten."