Sie sind beim Trainingskurs der ÖSV-Damen in der Nordischen Kombination als Mentor dabei, haben in der Villacher Alpenarena - bei großer Hitze - einige Runden mit den Skirollern gedreht. Fühlen Sie sich nach ihrer Herz-Operation schon wieder so fit?
BERNHARD GRUBER: Es geht mir immer besser, mein Zustand wird quasi immer normaler. Das war aber nicht immer so. Nach der Operation durfte ich nur mit 100 Puls um das Haus gehen. Danach mit maximal 105 Puls Treppen steigen. Nach zweieinhalb Wochen konnte ich mit leichtem Training beginnen. Jetzt habe ich mir im Bereich von 125 bis 135 Puls schon wieder eine sehr gute Form aufgebaut, die Grundlagenausdauer passt. Und das Wichtigste - ich kann mich beschwerdefrei bewegen.
Apropos bewegen: Gerade dabei traten vor einem Jahr die ersten Brustschmerzen unter Belastung auf, die im Winter schlimmer wurden. Da absolvierten Sie eine sportmedizinische Untersuchung. Mit welchem Ergebnis?
GRUBER: Mit den besten Werten. Das war echt komisch. Ich stand auf dem Laufband, trieb meinen Puls auf 195 hinauf. Doch nichts passierte, das EKG war ebenso unauffällig wie das Herzecho. Ich hatte auch keine Schmerzen. Da man bei dem Test aber nicht auf die Herzkranzgefäße schauen kann, unterzog ich mich in Schwarzach einer Spezialuntersuchung.
Hier war das Ergebnis aber ein völlig anderes, oder?
GRUBER: Ja, der Arzt stellte eine 90-prozentige Verengung eines Herzkranzgefäßes fest. Der Mediziner meinte, ich hätte noch zwei Wochen bis maximal einen Monat bis zum Herzinfarkt gehabt. Der Grund für die Verengung war eine Hypercholesterinämie. Die wurde mir von Seiten meines Vaters vererbt. Die größte Challenge für mich war aber nicht der Eingriff, sondern die Tatsache, dass ich nun Medikamente nehmen muss. Mein ganzes Leben habe ich mich dagegen gewehrt, weil die Nebenwirkungen die Leistungen senken können.
Weil Sie von Leistung sprechen. Denken Sie, sie könnten jemals wieder an die Leistungen vor der Herz-OP anschließen, wieder Spitzensport betreiben?
GRUBER: Beim Skispringen bringe ich es sicher wieder hin. Ob das beim Langlauf gelingt, kann ich noch nicht sagen, weil ich mich noch nie im Hochpulsbereich bewegt habe. Das muss warten bis der Stent eingewachsen ist. Die Ärzte meinen, im Oktober könnte es so weit sein. Dann wollen sie mich zu 100 Prozent belasten. Bei mir ist die Hoffnung da, dass ich meine Karriere fortsetzen kann.
Obwohl die Situation für viele schlimm ist, aber hat der Corona-Lockdown Ihnen geholfen?
GRUBER: Für viele Menschen ist es gesundheitlich und wirtschaftlich wirklich schlimm, aber ja, mir hat der Lockdown geholfen. Ich habe nichts versäumt, konnte mich ganz auf die Familie und mich konzentrieren, alles wieder langsam aufbauen. Da passten auch die Trainingstage mit den Damen in der Nordischen Kombination gut dazu.
Blicken wir in die Zukunft: Glauben Sie, es wird eine Weltcup-Saison geben?
GRUBER: Wenn dazu etwas sagen würde, würde ich mich sehr weit aus dem Fenster lehnen. Von einer normalen Saison gehe ich nicht aus, weil sie Situation in allen Bereichen - Weltcup-Orte, Veranstalter, Zuschauer - viel zu labil ist.
Sehen Sie sich noch einmal bei großen Wettkämpfen am Start?
GRUBER (überlegt): Die Hoffnung ist in mir, auch weil die WM 2021 in Oberstdorf stattfindet. Da liegen mir die Schanzen und die Loipe. Olympia 2022 in Peking würde auf 1600 m Seehöhe in Szene gehen. Genau auf dieser Höhe liegt mein Heimatort, da könnte ich mich ideal vorbereiten. Und 2023 steigt die WM in Planica. Auch da liegen mir die Schanzen und die Loipe.
Joschi Kopp