Training auf österreichischem Boden – gehen die deutschen Kombinierer jetzt bei der Konkurrenz fremd?
ERIC FRENZEL (lacht) Nein, das gehört mittlerweile schon dazu. Fremdgehen ist eher, dass wir hier jetzt auf dem Golfplatz stehen. Das ist für uns etwas komplett Neues, einen Lehrgang auf diesem Terrain zu starten. Und es ist interessant und mit viel Spaß verbunden.
Haben Sie ein Handicap?
FRENZEL: Ich habe die Platzreife, aber es in meiner Karriere bisher noch nie geschafft, ein Turnier zu spielen.
Also doch eher die Kategorie „Mein größtes Handicap bin ich selbst“?
FRENZEL: Ja, so kann man das sagen.
Liest man über Sie auf Wikipedia nach, nimmt die Aufzählung all Ihrer Erfolge kein Ende: Drei Mal olympisches Gold, sieben Weltmeistertitel, fünf Gesamtweltcupsiege, um nur einige zu nennen. Was spornt Sie noch an?
FRENZEL: Definitiv der Spaß an diesem Sport. Das ich das machen kann, was mir sehr liegt. Etwas, in das ich schon im Jugendalter sehr viel Zeit investiert habe. Und das nach wie vor auf einem hohen Niveau machen zu dürfen, ist schon irgendwie ein Privileg. Und so lange ich noch die Freude und die Energie habe, möchte ich schon noch eine gewisse Zeit weitermachen. Meine Karriere war nie erfolgsorientiert, aber die Erfolge machen das Ganze natürlich leichter.
Im Frühjahr 2021 steht für Sie mit Oberstdorf eine nordische Heim-WM an.
FRENZEL: Natürlich will ich auch dort wieder eine Medaille gewinnen, aber das ist der Ansporn jedes Athleten, der bei einer WM dabei ist. Auf der Schanze habe ich zuletzt leider ein paar Rückschritte gemacht. Aber das ist jetzt die Herausforderung: wieder dorthin zu kommen, wo ich bereits einmal war. Es wäre schon cool, noch einmal zu zeigen, dass der alte Mann noch nicht abzuschreiben ist.
Mit dem Österreicher Heinz Kuttin haben Sie einen neuen Trainer im Skisprungbereich. Was erwarten Sie sich von ihm?
FRENZEL: Er wird und das Skispringen nicht grundlegend neu erklären – auch der Golfschwung folgt gewissen Regeln. Aber er hat eine etwas andere Herangehensweise, als wir es in den vergangenen Jahren praktiziert haben. Das erweist sich als sehr angenehm und interessant, etwas Neues zu lernen. Es geht darum, einen neuen Schritt zu gehen, um mehr Motivation und Anreiz reinzubringen. Und dann liegt es an uns, dies in sportlichen Leistungen widerzuspiegeln.
Apropos Anreiz: Jarl-Magnus Riiber ist derzeit der Kombinierer, den es zu schlagen gilt.
FRENZEL: Er ist ein Riesentalent und weiß seine Vorteile sehr gut einzusetzen. Wir waren auch einmal an der Spitze, und nun ist es die Challenge, sich diesen Platz wiederzuerkämpfen.
Glauben Sie trotz Corona-Krise an den geplanten Saisonstart Ende November in Ruka?
FRENZEL: Ich bin eher der Optimist. Es wird möglicherweise Einschränkungen geben, aber ich hoffe trotzdem, dass wir aus den letzten Monaten gelernt haben und die Bewerbe mit Zuschauern stattfinden werden.