Österreichs Skispringer sind bei der 68. Vierschanzentournee im geschlagenen Feld gelandet. Vier Wettbewerbe ohne Podestplatz und der fünfte Gesamtrang für Stefan Kraft als Highlight ließen die Athleten, Funktionäre und Fans doch enttäuscht zurück.
"Wir werden jetzt ein bisschen Wunden lecken, das ist ganz klar. Weil wir wissen, dass wir eigentlich mehr drauf haben", sagte Cheftrainer Andreas Felder nach dem Dreikönigsspringen am Montag in Bischofshofen. Der Feiertag war seiner Bezeichnung vor allem für das polnische Team mit dem strahlenden Tages- und Tourneesieger Dawid Kubacki gerecht geworden.
Tournee erforderte "außergewöhnliches Niveau"
Die Top-drei des Abschlusswettkampfs, Kubacki, Karl Geiger (GER) und Marius Lindvik (NOR) belegten auch im Gesamt-Klassement die ersten drei Plätze. Stefan Kraft blieb unweit seiner Heimat zum dritten Mal bei dieser Tournee nur Rang vier. "Wir springen auf einem hohen Niveau, bei dieser Tournee hat man aber außergewöhnliches Niveau gebraucht", sagte Mario Stecher, der Sportliche Leiter im ÖSV. Er stellte seinem Vorzeigespringer Kraft ein "sehr gutes" Zeugnis aus. "Da braucht man nicht lange diskutieren."
Hinter Kraft allerdings klaffte wieder die vor der Traditionsveranstaltung noch als geschlossen bezeichnete Lücke. "Der ein oder andere junge Athlet hat vielleicht ein wenig Federn lassen müssen. Sie haben sich vielleicht ein bisschen mehr erwartet, und mit dem sind sie nicht ganz zurechtgekommen", sagte Stecher mit Blick auf Philipp Aschenwald (11.), Jan Hörl (25.) oder Daniel Huber (26.).
Fehlende Lockerheit, zu große Erwartungshaltung
Felder betonte: "Die Lockerheit im Kopf hat gefehlt, die eigene Erwartungshaltung war sehr groß, weil wir davor fast immer am Stockerl gestanden sind." Grundsätzlich sei aber, so der Coach, von Kraft "nicht überraschend" die größte Konstanz erwartet worden. "Man kann nicht hergehen und bei einem Philipp Aschenwald oder Daniel Huber oder Jan Hörl die Last ablegen."
Trainings- und Qualifikationsbestweiten hätten aber auch bei der Tournee gezeigt, dass das ÖSV-Team um die vorderen Plätze mitspringen könne. "Wettkampf ist noch einmal etwas Anderes. Daraus gilt es zu lernen", sagte Stecher. Der Steirer, seit Mitte 2018 als Nachfolger von Ernst Vettori als Sportlicher Leiter in den Disziplinen Sprunglauf/Nordische Kombination tätig, präzisierte: "Man sieht, dass wir nach wie vor in der Luftfahrt Probleme haben. Da arbeiten andere Nationen sauberer. Das gilt es in Richtung Skiflug-Weltmeisterschaft auszumerzen, um dort auch konkurrenzfähig zu sein."
Von Hörl und Clemens Leitner (beide 21) abgesehen, rückten zuletzt dem Geburtsschein nach kaum junge Athleten nach. "Da kann ich nicht dagegensprechen", sagte Stecher. Für ihn zählt aber eher das Wettkampfalter. Der 24-jährige Aschenwald etwa springt derzeit seine zweite volle Weltcupsaison. "Wir sind aber dran, dass natürlich auch der eine oder andere Junge nachkommt."
Stecher strich etwa den 2002er-Jahrgang heraus. "Da sind wir wieder sehr gut aufgestellt. Die machen uns derzeit viel Freude im Alpencup." Diese Talente müssten nun möglichst schnell den Sprung in den Continental Cup schaffen, um Erfahrung für das große Ziel Weltcup zu sammeln.