Die Vierschanzentournee rund um den Jahreswechsel steht als eines der größten Aushängeschilder für den Skisprungsport. Eine Tatsache, von der derzeit allerdings nur die Männer profitieren. Denn während Stefan Kraft und Kollegen für zehn Tage im medialen Rampenlicht stehen, haben die Frauen zu dieser Zeit im Weltcup einen Leerlauf. Nun wurden erstmals Stimmen laut, die auch für das weibliche Geschlecht eine Tournee fordern.
Abwegig ist das keinesfalls. Daniela Iraschko-Stolz und Kolleginnen jagen bei ihren heurigen 24. Weltcupbewerben bereits neun Mal auf einer Großschanze den Weiten hinterher und haben in ihrer technischen Entwicklung längst zu den Männern aufgeschlossen.
Würde man die Frauen künftig in die Vierschanzentournee einbinden (und nur das wäre sinnvoll), würde das auch eine Aufwertung für die TV-Zuschauer und vor allem in den Skisprung-Arenen bedeuten. So könnten die Fans mit einem Ticket nicht nur eine Qualifikation oder zwei Wettkampfdurchgänge der Männer sehen, sondern eben auch einen Frauenbewerb. „Ich würde eine Tournee für Frauen auf alle Fälle befürworten. Damenskispringen entwickelt sich stetig weiter – dies wäre der nächste entscheidende Schritt. Auch in Sachen Chancengleichheit“, sagt ÖSV-Damen-Cheftrainer Harald Rodlauer.
In Oberstdorf und Bischofshofen wird es eng
Leicht wird das Unterfangen allerdings nicht. Schon jetzt stoßen Oberstdorf und Bischofshofen durch den großen Tournee-Tross an ihre Kapazitätsgrenze. Außerdem warnen Kritiker, dass etwa bei Schlechtwetter die Austragung der Männer-Bewerbe den Vorzug gegenüber den Frauen-Wettkämpfen erhalten würde, weil damit die größeren TV-Gelder zu lukrieren sind. Und auch die FIS verhält sich in dieser Causa bisher sehr zurückhaltend. Noch gäbe es keine diesbezüglichen Pläne, sagt Noch-FIS-Rennleiter Walter Hofer. Und sein Nachfolger Sandro Pertile warnt: „Wenn man so etwas von heute auf morgen macht, kommt es wie ein Bumerang zurück.“
Noch müssen die Frauen also ihre gewohnten Weltcup-Brötchen backen: Am Mittwoch heben Rodlauer und sein Team Richtung Japan ab, wo in Sapporo und Zao gleich fünf Bewerbe auf dem Programm stehen.
Alexander Tagger aus Innsbruck