Mit Stefan Kraft (2.), Philipp Aschenwald (6.), Daniel Huber und Jan Hörl (jeweils 11.) stehen vier Österreicher im Gesamtweltcup in den Top elf, Österreich führt zudem im Nationencup. Ein Zwischenstand, der positiv für die Tournee stimmt?
MARIO STECHER: Auf alle Fälle. Unser Wunsch war es, im Gesamtweltcup vorne mitkämpfen zu können. Das wir mit so einer Dichte im Vorderfeld vertreten sind, ist ein wenig überraschend. Aber es zeigt, dass im Sommer sehr gute Arbeit geleistet wurde und alle das Wichtigste befolgt haben: Nämlich auf sich selbst zu schauen.

Welche Erwartungen setzt der Sportdirektor in seine Athleten?
STECHER: Natürlich ist es erstrebenswert, bei der Tournee unter die Top drei zu kommen. Der Topfavorit heißt wieder Ryoyu Kobayashi, aber wir sind auch vorne dabei und zählen definitiv zu den Mitfavoriten. Und es ist schön, dass wir das wieder von uns behaupten können.

In der bisherigen Tournee-Historie sind Österreich und Deutschland mit je 16 Gesamtsiegern die erfolgreichsten Nationen. Das Schanzenspektakel lebt von diesem Länderkampf, allerdings schwächeln die Deutschen heuer ein wenig.
STECHER: Wenn die beiden Nationen auf Augenhöhe sind, ist das super und wichtig für die Tournee. Und meiner Meinung nach schwächeln die Deutschen nicht. Karl Geiger ist ein Siegspringer und Markus Eisenbichler wird bestimmt wieder brandgefährlich. Aber wir müssen uns auf uns konzentrieren und versuchen, unsere Leistungen abrufen zu können.

Was darf man sich von Gregor Schlierenzauer erwarten? Die bisherige Saison verlief für den Tiroler doch sehr durchwachsen.
STECHER: Er hat trotzdem große Fortschritte gemacht und es heuer bereits in einigen Durchgängen in die Top zehn geschafft. Er ist momentan eben noch sehr inkonstant, aber definitiv auf dem richtigen Weg.

Die Tournee ist vom Termin her ideal positioniert und ein Selbstläufer. Kann man aus dem Event trotzdem noch mehr herausholen?
STECHER: Verbesserungen sind prinzipiell immer möglich. Ein Ziel muss es auf alle Fälle sein, mit dieser Veranstaltung auch wieder mehr Kinder für den Sport zu begeistern. In den Schulen haben wir diesbezüglich bereits erste Schritte gesetzt.

Gibt es denn beim Nachwuchs eine Krise?
STECHER: Es gibt weniger Vereine und weniger Skispringer und Kombinierer. Die Kinder haben in der heutigen Zeit eben ein sehr großes Angebot. Daher muss es unser Ziel sein, die Zellen, die wir haben, weiter zu stärken.

Ein weiteres Problem im Skispringen ist der Anstieg an Knieverletzungen.
STECHER: Die allgemeine Zahl an Verletzungen hat nicht zugenommen, die Zahl an Kreuzbandverletzungen hingegen schon. Die Norweger und Deutschen beklagen deshalb auch schon einige Ausfälle. Das Skispringen in der Luft ist durch das mittlerweile sehr stabile System viel sicherer geworden, allerdings tauchen bei der Landung immer mehr Probleme auf.

Können Sie das konkretisieren?
STECHER: Die Keile in den Schuhen und die Stabbindung sorgen für ein stabileres System in der Luft. Die dadurch entstehende Schrägstellung werden jedoch bei der Landung zu einer extremen Belastung für die Kniebänder. Das ist eine sehr bedenkliche Situation und wir müssen darauf reagieren. Ich denke, künftig sollte der Winkel bei der Vorlage nur eine gewisse Gradzahl erreichen dürfen. Keile gehören verboten, der Stab oder die Bänder bei der Bindung müssen gerade verlaufen.

Dieses Thema scheint Ihnen ein großes Anliegen zu sein?
STECHER: Auf alle Fälle. Ich hatte während meiner aktiven Karriere immer wieder große Probleme mit den Knien – und die Gesundheit sollte immer Vorrang haben.

Zu Beginn der Saison „schockten“ die Polen mit einem neuen Wunderschuh, mittlerweile hat sich das Thema relativiert.
STECHER: So ist es. Man hat in der bisherigen Saison gesehen, wie eng alles beieinanderliegt. Ich habe gleich gesagt, dass mit dem Schuh keine Quantensprünge möglich sein werden. Trotzdem ist es gut, dass es stetig eine Weiterentwicklung gibt.

Walter Hofer tritt nach dieser Saison nach 28 Jahren als FIS-Rennleiter zurück, Nachfolger wird der Italiener Sandro Pertile. Eine gute Wahl?
STECHER: Ich denke schon. Er gute Kontakte und sich in den letzten Jahren als Mitorganisator von Großereignissen und als technischer Delegierter einen Namen in der Szene gemacht.