In der Höhenlage von Seefeld erreichte der österreichische Langlauf seinen Tiefpunkt. Nicht den Spuren der Athleten in der Loipe war die allgemeine Aufmerksamkeit gewidmet, sondern deren Blutbahnen. Die Bilder des an der Nadel hängenden Max Hauke haben sich eingebrannt ins öffentliche Bewusstsein. „Ich hätte das beim Max nie für möglich gehalten“, sagt Alois Stadlober, bei der „eigentlich so großartigen Nordischen WM“ TV-Co-Kommentator.
Unmittelbar nach dem Auffliegen des Dopingskandals hat ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel davon gesprochen, den Langlauf aus dem Verband auszugliedern. Das passte Stadlober damals so gar nicht. Nun ist es passiert, allerdings nicht in der drastischen Form, wie es der Steirer ursprünglich interpretiert hatte. Die Langläufer gehören weiterhin dem ÖSV an, wobei jedoch die Weltcup-Gruppe nunmehr einem „Verein zur Förderung des Langlaufsports“ unterstellt ist.
Dieser wurde von Stadlober selbst gegründet, der 57-Jährige schlüpfte in die Obmannrolle. „Es ist eine gute Lösung“, sagt er nun. „Es ist alles unter dem Dach des ÖSV.“ Der Verein wird vom Skiverband finanziert. Einziges Mitglied der Weltcupgruppe ist derzeit Teresa Stadlober, andere Athleten haben die Chance, sich über drei Fördergruppen nach oben zu laufen. Der „Kader“-Begriff wurde abgeschafft.
Neues Bewusstsein schaffen
In der Organisation des Langlaufs gibt es nicht nur neue Strukturen, sondern auch neues Personal. Die Gesamtleitung obliegt nun dem Leiter des NAZ Eisenerz, Christian Schwarz, dem eine Mammutaufgabe bevorsteht, nämlich der Wiederaufbau eines im Grunde hierzulande zerstörten Sports. „Es ist eine sehr ernste Situation“, sagt Schwarz, der vom per Ende Juli scheidenden ÖSV-Sportchef Hans Pum um ein Konzept ersucht worden war.
Schwarz hat das Angebot angenommen und will mit einem sogenannten „Sports Compliance System“ ein neues Bewusstsein schaffen. „Man muss Verantwortung übernehmen. Es geht um Werte, um Regeln, um Fairplay“, meint Schwarz. Die Informationen sollen fortan ebenso transparent fließen wie die Entwicklungsarbeit mit den Sportlern. Die sportwissenschaftliche Begleitung übernimmt Thomas Stöckl von der Uni Salzburg. Schwarz ist davon überzeugt, dass Sauberkeit und Topleistungen einander nicht ausschließen. „Wir wollen ohne Doping an die Weltspitze kommen, wir glauben, dass es möglich ist.“ Nun gelte es, mit „seriöser Arbeit“ Vertrauen aufzubauen.
Die Leitung der Biathlon-Sparte übernimmt Franz Berger (63). Der nach dem Dopingskandal aus seinem Amt als Sportlicher Leiter entfernte Markus Gandler war auch für die Biathleten zuständig.