Anfang der Woche präsentierte die Münchner Staatsanwaltschaft erste Ermittlungsergebnisse in der "Operation Aderlass" - dem Dopingskandal, der die nordische WM in Seefeld erschütterte. Es gab auch Details über die Arbeit des Sportarztes Mark S. aus Erfurt. Aber es gab darüber hinaus nur die Information, dass man bisher von 21 involvierten Sportlern ausgehe, die aus fünf Sportarten stammen sollen. Eine weitere - nach dem nordischen Skisport, Triathlon, Radsport und Leichtathletik - soll nun auch bekannt sein, wenn es nach der Dopingredaktion des ARD geht: Eisschnelllauf.

In der "Sportschau" am Sonntag wurde ein Bericht ausgestrahlt, laut dem nun auch klar ist, dass der erste deutsche Sportler bekannt ist. Laut ARD soll dieser eben aus dem Eisschnelllauf-Lager kommen und 2018 auch bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang dabei gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft München erklärte auf Anfrage der Redaktion, sie wolle den Fall noch nicht kommentieren, und verwies auf laufende Ermittlungen.

"Ein nicht unerheblicher Teil der Athleten war im Radsport tätig", sagt Oberstaatsanwalt Gräber der ARD. "Auch Radsportler sind betroffen, die an großen und langen Rundfahrten teilgenommen haben." Bisher sind neun Aktive als Kunden des Arztes aus dem Skilanglauf (unter ihnen die Österreicher Max Hauke, Dominik Baldauf und Johannes Dürr) und dem Radsport (Stefan Denifl und Georg Preidler) bekannt, wobei ein Kasache sein Geständnis widerrufen hat.

Körper als Transportbehälter

Als Transportbehälter für die zuvor eingelagerten roten Blutkörperchen etwa zu Olympia haben laut Schilderung der Staatsanwaltschaft die Körper der Sportler hergehalten. Etwa vor dem Abflug nach Pyeongchang in Südkorea wurde den Athleten demnach bis zu ein Liter Blutkonzentrat in den Kreislauf infundiert.

Dazu wurde von der ARD der Berliner Sportmediziner und Internist Fernando Dimeo befragt, er nannte dieses Vorgehen "pervers und kriminell": "Man hat keine Erfahrung. Sie müssen sich vorstellen - in einen gesunden Körper spritzt man kein Eigenblut und schon gar nicht vor dem Flug. Das Blut wird dicker. Entsprechend können Gerinnsel entstehen, Thrombosen - lebensgefährlich."

Nach der Landung ließen sich die Athleten von Mitarbeitern des Netzwerks das Blut wieder abzapfen, um es kurz vor dem Wettkampf erneut zuzuführen. Laut Staatsanwaltschaft sei mindestens an einem Athleten ein Hämoglobinpulver ausprobiert worden, von dem Wirkung und Nebenwirkungen nicht bekannt waren. Danach habe das Herz des Athleten gerast. Von einer weiteren Verwendung des Mittels sei dann abgesehen worden.