Lisa Unterweger ist Langläuferin. In Tagen wie diesen ist dieser Beruf noch ein großes Stück schwieriger, als er es ohnehin schon ist. Denn nach dem Doping-Skandal bei der nordischen WM in Seefeld mit zahlreichen Folgen war zumindest kurzfristig sogar die Zukunft ihres Sportbereichs im österreichischen Skiverband fraglich. Die 24-jährige Steirerin, die bei drei WM-Starts auf die Plätze 44 (Sprint), 31 (10 km klassisch) und 43 (30 km Skating) kam, steht trotz Zugehörigkeit zum österreichischen Zoll wohl vor einer ungewissen sportlichen Zukunft.
Trainiert wird Unterweger, die aus Rottenmann kommt, aber auch in Ramsau direkt an den Loipen einen Wohnsitz hat, von Vater Michael. Und der veröffentlichte nun auf der Homepage seiner Tochter ein langes Statement rund um die Dopingfälle. Ein Statement, das auch zur Abrechnung mit den Dopingsündern wird.
"Ich habe natürlich als betroffener Vater und Trainer von Lisa die letzten Wochen mit Interesse verfolgt. Vor allem habe ich versucht zu verstehen, warum jene Athleten, die in Seefeld überführt wurden, so etwas den unmittelbaren Kameraden, den Trainern und ganz besonders ihren Familien antun", beginnt sein Statement. "Natürlich wurde auch ich in der Arbeit, aber auch im privaten Umfeld, immer wieder darauf angesprochen, wie so etwas passieren kann. Hat man im Team wirklich nicht vorher etwas bemerkt?"
"Ich habe eine Veränderung bemerkt"
Dann schreibt Unterweger davon, wie es möglich sein konnte, das Doping - seiner Meinung nach - zu übersehen. "Markus (Gandler, Anm.) und das ganze Trainerteam haben Ehrlichkeit, Kameradschaft und Loyalität vorausgesetzt. Leider sind diese Tugenden bei den überführten Athleten nicht vorhanden gewesen. Ich als Beobachter habe schon eine Veränderung bei einem der beiden Sportler, den ich schon als Kind gekannt habe, bemerkt. Diese Veränderung hätte ich aber nicht auf Doping zurückgeführt. Die Arroganz, die sich derjenige in den letzten Jahren angeeignet hat ist mir aufgefallen (...) Die beiden haben begonnen zu fliegen und man hat leider übersehen sie zum Landen zu zwingen!"
Der Beginn einer Abrechnung. Auch mit den Medien, die den Dopingsündern die Möglichkeit zur Stellungnahme gaben. Unterwegers Meinung nach war das ein Fehler, sie wollten nicht um Entschuldigung bitte, denkt er: "In Wirklichkeit haben die beiden Sportler, die in Seefeld überführt wurden, die Bühne dafür genutzt, um ihr krankes Gedankengut weiterzuverbreiten!"
Dann heißt es weiter: "Mir bereitet die Tatsache Sorgen, dass diese jungen Menschen kein Verantwortungsgefühl besitzen. Mit dieser Rechtfertigung verknüpfen sie noch den Wunsch ihrer Zukunft. Der eine will weiter bei der Polizei bleiben, denn er wollte immer schon Kriminalbeamter werden. Der andere will Medizin studieren und so seinem Leben einen Sinn geben. Der dritte Dopingsünder, ein Wiederholungstäter, will ebenfalls beim Zoll bleiben und weiterhin seinen Dienst verrichten. Für mich klingt das Ganze nicht so, als würden sie verstehen was sie getan haben. Keine Reue, nein im Gengenteil das kranke Gedankengut ist weiterhin im Kopf verankert. Ich spüre nicht im Geringsten, dass diese Herren endlich für ihre Taten Verantwortung übernehmen wollen."
"Ich hoffe, die Täter werden bestraft!"
Das Statement endet damit, dass Unterweger feststellt, dass ihm die Dopingsünder "nicht leid tun", eher im Gegenteil: "Mir tun die Trainer leid, mir tut der sportliche Leiter Markus Gandler leid, mir tut die Langlauffamilie Österreichs mit den Vereinen, Verbänden und ihren fleißigen leidenschaftlichen Betreuern leid, und am meisten tut mir das engste Umfeld der erwischten Dopingsünder leid, die sich zu tiefst betrogen fühlen müssen. Ich hoffe die verantwortlichen Behörden nutzen den rechtlichen Rahmen, um die Täter zu bestrafen, die mit Vorsatz das Gesetz gebrochen haben. Ich hoffe die verantwortlichen Behörden nutzen die Gelegenheit, um die Täter zum Landen zu zwingen, denn zurzeit fliegen sie immer noch sehr hoch und man gibt ihnen den Treibstoff, um weiterzufliegen!"