Die fünf bei der Nordischen WM unter Blutdopingverdacht festgenommenen und mittlerweile in Polizeiverhören geständigen Langläufer sind am Freitag vorläufig suspendiert worden. Gegen die Österreicher Dominik Baldauf und Max Hauke sprach diesen Schritt nach einem Prüfantrag der NADA die ÖADR aus, gegen Karel Tammjärv, Andreas Veerpalu (beide EST) und Alexei Poltoranin (KAZ) die zuständige FIS.
Die unabhängige Anti-Doping Rechtskommission (ÖADR) leitete auf Antrag der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) Disziplinarverfahren gegen Baldauf und Hauke ein und sperrte das Duo ab 1. März bis zum Abschluss der Verfahren. Das dauert im Regelfall Monate, aufgrund der polizeilichen Ermittlungen und wohl folgenden Gerichtsverfahren ist mit einer noch längeren Gesamtdauer zu rechnen.
Dem Duo werde die Anwendung der verbotenen Methode "Manipulation von Blut oder Blutbestandteilen (Blutdoping)" vorgeworfen, teilte die ÖADR am Freitag mit. Dafür droht dem bei einer Razzia am Mittwoch in Seefeld auf frischer Tat ertappten Hauke und Baldauf eine Sperre von jeweils vier Jahren. Außerdem müssen sie mit strafrechtlichen Anklagen wegen Sportbetrugs rechnen.
Tammjärv hat mittlerweile ausführlich über seine Dopingpraktiken Auskunft gegeben und seine Verbindungen nach Deutschland offenbart. Die Zusammenarbeit mit dem Erfurter Sportmediziner Mark S. habe demnach 2016 begonnen. Den Kontakt zum Deutschen hatte nach eigenen Angaben der estnische Ex-Coach Mati Alaver hergestellt. Dem wurde nach dieser Aussage der Verlust staatlicher estnischer Auszeichnungen angedroht. Zudem erwägt Estlands Sportminister die Kriminalisierung von Doping.
Außerdem teilte Markus Gandler, der Sportliche Leiter für Langlauf und Biathlon im Österreichischen Skiverband (ÖSV), in einem Interview mit der APA u.a. mit, dass er in Folge des Dopingskandals in der Öffentlichkeit angepöbelt werde. Überdies hat ÖSV-Langlauf-Koordinator Trond Nystad bekräftigt, nach den Titelkämpfen sein Amt niederzulegen. "Man fühlt sich voll betrogen und verarscht. Für mich ist das eine abgeschlossene Zeit in meinem Leben."
Gegen Beamten wird ermittelt
Indes wurde festgestellt, wer Videoaufnahmen von Hauke beim Eigenblutdoping weiterverbreitet hatte. Ein mit der Anti-Doping-Razzia betrauter Ermittler soll das Video weitergegeben haben. Hauke hat auf den Aufnahmen die Blutinfusion noch im Arm und wurde im Zuge des Einsatzes scheinbar auf frischer Tat ertappt. Gegen den vom Einsatz abgezogenen Beamten wird wegen des Verdachts der Verletzung des Amtsgeheimnisses ermittelt. Auch prüft das Innenministerium disziplinarrechtliche Folgen.
Das Landesgericht Innsbruck wiederum hat über die beiden Komplizen des deutschen Sportmediziners, die am Mittwoch im Zuge einer Anti-Doping-Razzia in Seefeld in Tirol festgenommen worden waren, Übergabehaft verhängt. Der Mann und die Frau waren aufgrund eines Europäischen Haftbefehls der Staatsanwaltschaft München I festgenommen worden. Die Übergabe an deutsche Behörden könne nun erst nach einer Haftprüfungsverhandlung stattfinden. Zu dieser soll es am 11. März kommen.